Wirtschaftsbund-Stellenmonitor: 248.000 offene Stellen in Österreich

Erstmals wurden alle offenen Stellenausschreibungen in Österreich ausgezählt – es gibt aktuell mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen. Wirtschaftsbund-Direktorin Sylvia Gstättner sieht dringenden Handlungsbedarf.

Der Wirtschaftsbund hat erstmals gemeinsam mit IT-Spezialisten alle Online-Stellenausschreibungen in Österreich gezählt. Diese übersteigen bei weitem die bisher bekannten Zahlen. Für eine effiziente Arbeitsmarktpolitik ist es notwendig zu wissen, wie viele offene Stellen in Österreich zur Verfügung stehen. Deshalb hat der Wirtschaftsbund den WB-Stellenmonitor auf die Beine gestellt. Mit Hilfe dieser Software werden Online-Stellenausschreibungen gezählt und ein realistisches Bild der Arbeitsmarktsituation aufgezeigt. Damit gibt es erstmals harte Zahlen nach Branchen und Bundesländern.

Wenn Mitarbeiter gesucht werden, werden Stellenanzeigen online inseriert, diese aber nicht immer dem AMS gemeldet. Viele offene Stellen scheinen also beim AMS nie auf und schaffen es so nicht in die Statistik.

Mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen
„Es gibt keinen Mangel an Jobmöglichkeiten, vielmehr leiden unsere Betriebe unter einem Arbeitskräftemangel, das Wirtschaftswachstum wird gebremst und der Aufschwung nach Corona gefährdet“, so Sylvia Gstättner, Direktorin des Wirtschaftsbund Kärnten. Es zeigt sich, dass die AMS-Statistik mit 112.155 (Stand Oktober 2021) nur einen Teil der offenen Stellen in Österreich ausweist. Wenn man die relevanten Online-Jobportale mitzählt und um Duplikate bereinigt, ergeben sich rund 248.000 offene Stellen – mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen.

Auf einen Arbeitssuchenden kommt eine offene Stelle
Wenn man die tatsächliche Gesamtzahl der offenen Stellen berücksichtigt, ist das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen faktisch 1:1. Es gibt in Österreich also mehr offene Stellen, als die Landeshauptstädte Salzburg und Klagenfurt zusammen Einwohner haben! „Allein in Kärnten stehen 16.305 Arbeitslosen 13.495 offenen Stellen gegenüber. – Hier besteht dringendster Handlungsbedarf. Damit der Wirtschaftsmotor nicht ins Stottern gerät“, mahnt Gstättner schnellstmögliche Maßnahmen ein.

Der Arbeitskräftemangel schädigt das Wirtschaftswachstum
Der Arbeitskräftemangel ist kein isoliertes Problem der betroffenen Mitarbeiter und Betriebe, auch die Allgemeinheit hat dadurch Nachteile. Das Wirtschaftswachstum steigt weniger stark und dem Staat entgehen dadurch Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Bereits 2018 hat eine Studie im Auftrag der WKO berechnet, dass bei 162.000 fehlenden Fachkräften der öffentlichen Hand eine Milliarde an Steuereinnahmen entgeht. Konservativ hochgerechnet auf die aktuellen Zahlen entgehen dem Staat dadurch mindestens 1,2 Milliarden Euro.

Jetzt Reformen setzen und den Arbeitsmarkt zukunftsfit machen
„Um unseren Arbeitsmarkt besser für die Zukunft zu rüsten und unsere Wirtschaftsleistung nicht zu gefährden, brauchen wir jetzt die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, möglichst viele Menschen in Vollbeschäftigung zu bringen. Dazu braucht es Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel sowie dringend notwendige Arbeitsmarktreformen wie etwa die Änderung der Zuverdienstgrenzen, ein degressiv gestaffeltes Arbeitslosengeld sowie die Erhöhung der Mobilität“, so Gstättner abschließend.

Creos 2021: Werbepreise für kreative Köpfe

Im Villacher Congress Center wurde der Kärntner Werbepreis verliehen. Unter den Preisträgern finden sich zahlreiche Mitglieder aus der WB-Familie!

In 14 Kategorien wurden heuer wieder Auszeichnungen in Gold, Silber und Bronze vergeben. 67 Agenturen und Grafikbüros aus ganz Kärnten sorgten beim Creos mit 245 Arbeiten für einen Einreichrekord. Die Kärntner Werbebranche zeigt, dass sie großes Leistungspotential und Innovationskraft in vielen Facetten besitzt und, dass die UnternehmerInnen diese auch bewusst nutzen! „Wie viel Kraft in der Kärntner Werbewirtschaft steckt, beweist dieser Wettbewerb auf eindrucksvolle Art und Weise,“ ist Fachgruppenobmann Volkmar Fussi überzeugt.

Der Creos zeigt, was die Kärntner Betriebe kreativ aber auch handwerklich zu bieten haben. Unter den zahlreichen Preisträgern waren vielfach WB-Mitglieder zu finden, u.a:

Creos in Gold
Kategorie Aussenwerbung
Geisterstadt Klagenfurt am Wörthersee: Major-Tom Ogris KG

Creos in Gold
Kategorie Experimentals & Eigenwerbung: Wuapaa Internet Solutions GmbH

Creos in Bronze
Kategorie Aussenwerbung
Heimkaufen – Füllen wir den Kärntner Warenkorb mit heimischen Produkten! Major-Tom Ogris KG

Creos in Silber
Kategorie Event
Erschen Streetfood Markt aus der Region: Agentur Rene Puglnig

Creos in Silber
Kategorie Social & Digital Media
Klagenfurt Mobil – Social Challenge: Agentur Uppercut, Daniel Brandstätter

Creos in Silber
Kategorie EPU
Lenas Kombucha Manufaktur: Agentur Rene Puglnig

Creos in Bronze
Kategorie Kampagne
Fällt die Veranstaltungswirtschaft, fallen wir alle! stoff Werbeagentur GmbH
Mit dabei: Helge Bauer, mediapool mvp, Rotfuchs, Melanie Sass

Dass sich die Kärntner Werbebranche keine Sorgen um kompetenten Nachwuchs machen braucht, beweist Katrin Lach mit ihrer Agentur Das Grafikwerk und ihr Creos in Gold für „Best of Newcomer“ und die Arbeit für „Berry to go“.

Wir gratulieren allen Gewinnerinnen! Eine Übersicht aller Preisträger gibt es hier:

 

Foto: WK/Raunig

Aus den Bezirken

  • Wolfsberg

Führungswechsel in der Tischlerei Zarfl
Tischlermeister Hans Zarfl übergab seinen Betrieb in Frantschach-St.Getraud an seinen 31-jährigen Sohn Franz. Dieser leitet nun die Geschicke in dritter Generation. 1948 gründete Großvater Johann den Betrieb und übergab diesen 1985. WB-Mitglied Hans Zarfl, für den Qualität und Nachhaltigkeit zum Leitbild gehören, zieht sich in den Ruhestand zurück, bleibt aber Ansprechpartner für seinen Sohn. In den mittlerweile mehr als 70 Jahren des Betriebs wurden über 70 Lehrlinge ausgebildet und man sucht weiter nach Mitarbeitern. „Ich bin stolz, einen Betrieb mit Geschichte zu übernehmen und hoffe, ihn erfolgreich weiterzuführen“, erzählt WB-Mitglied Tischlermeister Franz Zarfl. Die WB-Familie wünscht viel Erfolg bei der neuen Aufgabe!

  • Klagenfurt

Investitionsturbo für Betriebe
Im August startete die Investitionsförderung für Klagenfurter Betriebe, die die Wirtschaftskammer Kärnten abgewickelt hat. Insgesamt wurden 150.000 Euro an Klagenfurter Betriebe für Investitionen für Sachanlagen und geringwertige Wirtschaftsgüter ausbezahlt. „Ziel war es, den UnternehmerInnen dabei zu helfen, ihren Betrieb mit kleinen Investitionen wieder anzukurbeln,“ erklärt Bezirksstellenobmann Max Habenicht. „Im November wird es eine Cashback-Aktion für Konsumenten geben – 20 Prozent des Einkaufs werden zurückerstattet,“ so Habenicht. Seit März 2020 wurden mit diversen Aktionen 5,7 Millionen Euro Investitionsvolumen generiert!

Gegen die drei D helfen nur die drei I

WB-Landesgruppenobmann Präs. Jürgen Mandl über den Kampf gegen Abwanderung und die Chance Kärntens im Klimawandel.

Seit fast zehn Jahren warnen Volkswirte und Demografen vor dem Bevölkerungsschwund, vor allem in den ländlichen Regionen Kärntens.
Was wurde dagegen unternommen?

Es gibt zahlreiche einzelne Initiativen der Wirtschaft in den vergangenen Jahren, vom Test- und Ausbildungszentrum TAZ bis zur Modernisierung der
WIFI-Lehrwerkstätten in Klagenfurt und in den Bezirken. Rund 50 Millionen Euro haben wir in den vergangenen zehn, 15 Jahren in die Nachwuchsausbildung investiert.
Wir werben auf allen verfügbaren Kanälen für die Lehre als Start in eine aussichtsreiche Fachkarriere. Aber es stimmt schon: Der große Wurf des Landes fehlt, und wir Unternehmer machen uns berechtigt Sorgen, wer in zehn Jahren die Arbeit machen und den Wohlstand erhalten wird.

Dabei gibt es doch immer noch sehr viele Arbeitslose, und die Wirtschaft will die Unterstützung einschränken.

Weil es nicht sein kann, dass Unternehmer keine Mitarbeiter mehr finden, weil die lieber stempeln gehen als arbeiten. Hier muss der Anreiz wieder größer werden, einer geregelten Berufsstätigkeit nachzugehen und nicht in der sozialen Hängematte liegenzubleiben. Aber eines ist auch klar: Viele Arbeitslose sind aufgrund ihres Alters, ihrer fehlenden
Qualifikation oder ihrer Gesundheit kaum in der Lage, wieder einen Arbeitsplatz zu finden. Um sie muss sich die Gesellschaft adäquat kümmern.
Aber wer nicht will, für den soll es unbequemer werden. Wie kommen alle anderen fleißigen Menschen dazu, solche Trittbrettfahrer mitzuziehen?

Wie sieht Ihre Lösung langfristig aus?
Wir werden die drei großen D unserer Zeit – Digitalisierung, Dekarbonisierung und Demographie – nur mit den drei großen
I in den Griff bekommen: Innovation, denn sie steht am Beginn jedes Fortschritts; Investitionen, denn sie schaffen Veränderung; und Internationalisierung, denn rund um Kärnten leben fast acht Milliarden Menschen, die Know-how und Produkte aus Kärnten brauchen können. Vor allem beim Kampf gegen den Klimawandel und den Einsatz erneuerbarer Energie tut sich für Kärnten global eine Riesenchance auf. Hier ist das Land am Zug, die Voraussetzungen zu schaffen.

Aus den Bezirken

  • Villach

Gold und Silber für Frierss
Market Studie: Die Konsumenten haben entschieden! Der Zirbenrauch-Schinken und der Kärntner Bauernschinken aus dem Hause Frierss belegen den ersten und den zweiten Platz! Diese österreichweite Studie schafft unter den rund 300 eingereichten Produkten Klarheit, welche Innovation einzigartig ist und zum Kaufen animiert. „Wir freuen uns sehr über die Ergebnisse der aktuellen Studie, die unseren Schinken-Spezialitäten den größten Kaufanreiz unter allen Neueinführungen für Konsumenten bestätigt“, betont WB-Mitglied Rudolf Frierss. Die Idee, den Schinken über heimischem Zirbenholz der Nockberge zu räuchern, überzeugte ebenso, wie Österreichs beliebtester Traditionsschinken. Gratulation zu Gold und Silber!

  • Klagenfurt Land

Hohe Auszeichnung für Bürgermeister a.D.Valentin Happe
Drei Dekaden war WB-Mitglied Valentin Happe Bürgermeister der Marktgemeinde Schiefling am Wörthersee. Nun wurde er für seine besonderen Verdienste mit dem Großen Goldenen Ehrenzeichen der Landes Kärnten ausgezeichnet. LPO LR Martin Gruber und LR Sebastian Schuschnig gratulierten im Spiegelsaal der Landesregierung recht herzlich! Die ganze WB-Familie schließt sich natürlich an!

 

Fotos: LR Gruber/Taltavull
Martin Hofman

Vom Kuhdorf zum KoDorf: Zukunft wird auf dem Land gemacht!

Beim ersten touch.point-Livetalk stand das Thema „THE NEW CULTURE OF LIVING AND WORKING“ im Mittelpunkt. Welche neuen Arbeits- und Lebensformen haben sich nach Corona etabliert. Welche Chancen entstehen dabei für den ländlichen Raum in Kärnten?

Vor Corona galt es noch als Binsenweisheit: Die Städte werden weiter wachsen während Dörfer schrumpfen. Laut einer aktuellen Studie der FH Kärnten werden bis 2050 rund 23.000 Kärntnerinnen und Kärntner das Bundesland verlassen. Ein Umstand den denk.süd aufgegriffen und näher beleuchtet hat. Beim ersten Livetalk mit dem Thema THE NEW CULTURE OF LIVING AND WORKING wurde dazu intensiv diskutiert.

Kuhdorf? KoDorf!
Spätestens seit Corona ist aber auch klar: Auch das Gegenteil ist denkbar. Die Provinz wird für eine wachsende Zahl von Menschen zum Sehnsuchtsort — zum Refugium, in dem man Kraft tanken, die Natur genießen und sich Lebensqualität leisten kann. Erwiesen ist die Sehnsucht nach Bergen und intakter Umwelt. Kärnten ist prädestiniert dafür. Das gilt speziell für Menschen, die in echten Großstädten wie Wien, München, Frankfurt oder Berlin leben.

Die naheliegende Frage: Was hält die Menschen noch in dem Moloch, unter dem sie leiden? Eine mögliche Antwort: Die Stadt ist nicht nur freie Wahl, sie ist Notwendigkeit. Hier sind die Arbeitsplätze, hier sind die Freunde, hier ist Bildung, Kultur, Gemeinschaft, Lebensstil zu Hause, den selbst diejenigen nicht ablegen können, die es in vielen Momenten eigentlich gerne würden.

Frederik Fischer aus Berlin, Gründer der deutschlandweiten Initiative KoDorf, erklärt dazu: „Vielleicht müssen wir uns schon bald gar nicht mehr entscheiden zwischen Stadt und Land. Tatsächlich entwickeln sich seit wenigen Jahren fast überall in Deutschland, aber auch bereits in Österreich, die Voraussetzungen für urbanes Leben. Der ländliche Raum ist bei Großstädtern wieder in. Eben genau wegen den Möglichkeiten ortsunabhängig zu arbeiten!“ Zahlen belegen das. Allein um Berlin sind laut „Kreativorte Brandenburg“ in den letzten Jahren über ein Dutzend Coworking-Spaces im ländlichen Raum entstanden. Sie locken Freelancer und Firmen in die Provinz. Ihr Wachstum beweist, dass es einen Bedarf gibt für ein anderes Leben. Neben dem Coworking etabliert sich dabei auch ein Trend zum Coliving.

Welche Chancen entstehen für den ländlichen Raum?

Besonders für die Immobilienwirtschaft tun sich Chancen in der Provinz auf. Es müssen geeignete Flächen für Coliving-Projekte gefunden bzw. geschaffen werden. Leerstände können so vollkommen neu adaptiert und genutzt werden.

Und genau hier liegt aber auch die Herausforderung für Kärnten: Bei der Mobilität und auch beim Ausbau des Breitband-Internet wird vieles versucht bzw. angekündigt. Es fehlt jedoch an weiterführenden Ideen, wie man diese Infrastruktur-Offensive auch nachhaltig bewirtschaftet bekommt. Denn eines ist klar: Anbieter von Coliving-Angeboten, allen voran die Kommunen, müssen sich den Anforderungen ihrer Zielgruppe anpassen. Da reicht es nicht, einfach nur die Taktung von Buslinien ein wenig zu erhöhen. Ein umfassendes Verständnis der Bedürfnisse von Coliving-Zielgruppen ist notwendig! Denn es sind keine Utopien, die so manch ein Wohnhaus im Grünen in einen funktionierenden Coworking- oder Coliving-Space verwandeln. Die Zukunft der neuen Lebensformen am Land ist bereits Realität. Zumindest zeigt es uns unser Nachbarland schon einmal vor. Ein ausführliches Gespräch mit Frederik Fischer lesen Sie auf www.denk-sued.at.

 

Foto: Shutterstock

Präsident Mandl im großen Interview

Fehlende Berechenbarkeit der Politik tue weh und wegen des Mangels an Beschäftigten drohe eine „Katastrophe“. Der neu gewählte WB-Landesgruppenobmann Jürgen Mandl im Gespräch mit Uwe Sommersguter in der Kleinen Zeitung.

Seit eineinhalb Jahren Pandemie, brüchige Lieferketten, steigende Kosten und jetzt noch die politische Krise – was bedeutet diese erneute schwere Unruhe für die Kärntner Wirtschaft?
JÜRGEN MANDL: Die Unternehmen haben sich schnell auf die Einschränkungen durch die Pandemie eingestellt. Vieles hat gut funktioniert, die Wirtschaft zieht wieder an, trotz der Probleme, die wir haben. Die Lieferketten sind weiterhin anfällig. Der Mitarbeitermangel verschärft die Probleme noch. Für die Kärntner Betriebe ist das alles eine extreme Herausforderung.

Und jetzt zusätzlich Verwerfungen durch die Regierungskrise.
Planbarkeit ist für jedes Unternehmen wichtig. Die fehlende Berechenbarkeit der Politik jetzt tut schon weh.

Wie sehr belastet das die Wirtschaft?
Es geht um die Umsetzbarkeit von Projekten in Digitalisierung, Infrastruktur, Bürokratie. In Österreich stehen jetzt die Dinge. Eine handlungs- und arbeitsfähige Regierung ist notwendig.

Befürworten Sie 3G am Arbeitsplatz?
Wie wollen wir den Winter bestehen? Das Schlechteste, das uns passieren kann, ist, wieder Geschäfte und Hotel zuzusperren. Gesetzlich geregeltes 3G ist das kleinste Übel.

Aber es gibt auch Widerstand unter den Unternehmern.
Es gibt unterschiedliche Positionen, das ist legitim. Viele Unternehmen machen es von sich heraus, die brauchen keine Vorschrift. Keiner will mehr Ausfälle haben. Unsere Prämisse muss sein: Nie mehr zuzumachen.

Sie haben den Mitarbeitermangel angesprochen. Durch 3G am Arbeitsplatz werden noch mehr wegbrechen, etwa im Tourismus.
Das wäre extrem. Da brauche ich pragmatische Lösungen, etwa nur einen Test pro Woche. Die Sorgen von Gastronomen und Hoteliers sind groß. Wir brauchen aber keine Impfpflicht. Man muss die Menschen überzeugen, es zu tun.

Impfen und 3G-Pflicht polarisieren auch die Unternehmerschaft selbst sehr.
Die Auseinandersetzungen beginnen, deutlich akzentuierter zu werden. Ich suche das persönliche Gespräch. Wenn jemand Impfungen für schlecht hält, muss man das hinnehmen.

35.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter werden in Kärnten bis 2030 fehlen. Wie gegensteuern?
Die erste und wichtigste Frage: wie gehen wir mit diesem Winter um? Um Linderung zu schaffen, bräuchte man eine Erhöhung der Kontingente für Saisonniers und eine Ausweitung der Mangelberufsliste, damit wir Menschen aus anderen Ländern holen können. Wir unternehmen auch alles, um die Lehre attraktiver zu machen. Und wir werden mehr qualifizierte Fachkräfte nach Österreich holen müssen und die Rot-Weiß-Rot-Karte überarbeiten. Diese muss weitaus niederschwelliger werden. Wenn wir aufgrund des Mitarbeitermangels nicht am Aufschwung teilhaben können, wäre das eine Katastrophe.

Das Thema trifft Kärnten noch stärker als andere, oder?
In Summe werden wir aber deutlich attraktiver. Kärnten kommt zum ersten Mal in die Sichtbarkeit, mit der Infineon als Leuchtturm und mit unseren Forschungseinrichtungen. Auch das Standortmarketing kommt auf die Reise. Wir nehmen jetzt Fahrt auf und zeigen, dass der Standort megacool ist.

Die Steuerreform hängt derzeit in der Luft. Viele kritisieren die CO2-Abgabe von 30 Euro je Tonne als zu niedrig. Was entgegnen Sie?
CO2 hat erstmals einen Preis bekommen. Man muss die Leute mitnehmen und Anreize für Investitionen schaffen. Die Steuerreform ist ein vernünftiger Kompromiss.

Die Körperschaftssteuer für Große sinkt, dafür werden KMU nicht entlastet, etwa durch fiktive Verzinsung des Eigenkapitals.
Wir haben ein gutes Papier mit großen Überschriften. Ich hätte mir natürlich viel mehr gewünscht.

Der öffentliche Verkehr ist eine große Schwachstelle Kärntens.
Ich muss in Regionen Investitionen tätigen, von denen ich weiß, dass sie sich nicht rechnen werden. Ich hoffe auch, dass die Baltisch-Adriatische Achse irgendwann fertiggestellt werden.

2025 eröffnet die Koralmbahn.
Ja, aber die endet in Klagenfurt. Für mich geht es um die Verbindung zum Hafen nach Triest. Ab Klagenfurt „potukle“ ich mit 50 km/h um den Wörthersee. Wir haben den Trockenhafen und den Zollbahnhof nicht fertig, das sind Grundvoraussetzungen.

Was wurde eigentlich aus der gerne wiederholten Wirtschaftskammer-Kritik an Verschuldung und Bürokratie in Kärnten?
Viele Dinge wurden durch die Pandemie nur überlagert, sie sind nicht weg. Aber wir haben auch etwas unternommen: Landesregierung und Wirtschaftskammer haben zehn konkrete Bauprojekte begleitet. Von klein bis groß. Um zu sehen, wo hapert es und welche Stellschrauben wir betätigen müssen. Das wird im November fertig. Wir wollen Projekte vereinfachen und schneller werden.

Die Erneuerbare Energie soll ausgebaut werden, es gibt Projekte, aber kaum Genehmigungen – für Wasserkraftwerke, PV-Flächenanlagen und Windräder.
Politik und Behörden müssen sagen, wie und wo Windräder stattfinden können. Man muss aufhören, dass sich Unternehmer bewerben, hohe Kosten haben und nach sieben oder acht Jahren heißt es: „Wir wollen doch nicht“. Das ist eine Frotzelei. Das Gleiche gilt für Solaranlagen.

Was muss am Flughafen passieren, damit dieser wieder diesen Namen verdient?
Ich habe es selbst erlebt: Ich musste beruflich mit dem Flugzeug nach Athen. Ab Laibach konnte ich nicht fliegen, also musste ich, wie in alten Zeiten, mit dem Auto nach Wien fahren. Ein Flughafen hat nur eine Bedeutung, wenn ich früh wegfliegen und am Abend heimkommen kann. Es muss regelmäßig geflogen werden, und ich brauche Destinationen. Sonst habe ich ein echtes Problem.

Wie kommt die Wirtschaft damit klar?
Die Menschen verflüchtigen sich und weichen aus.

Eine Belastung für den Wirtschaftsstandort?
Natürlich.

Was muss passieren?
Für uns hat der Flughafen nur einen Wert, wenn Flugzeuge ankommen und wegfliegen. Das passiert zu wenig. Und das ist nicht gut. Es muss auch bei den Destinationen etwas passieren. Was am Flughafen gebaut wird, ist nicht unser Thema.

Was, wenn die AUA, wie angekündigt, mit der Eröffnung des Semmeringtunnels 2027 alle Flüge nach Wien einstellt?
Dann muss ich nach Frankfurt, Amsterdam oder Zürich ab Klagenfurt fliegen können. Hätten wir keinen Flughafen mehr, wäre das ein Nachteil für diesen Standort. Einen Flughafen aufzugeben wäre fatal, ich bekomme ihn nie mehr wieder.

Die Landesregierung ist noch 18 Monate im Amt. Was muss jetzt unbedingt noch passieren?
Die Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus muss erhöht werden. Die Pandemie ist nicht aus: Wir brauchen daher mehr Förderungen vom KWF für die kleineren Unternehmen. Und die Landesregierung muss Druck machen beim Ausbau der Koralmbahn bis zur Grenze.

Fürchten Sie eine Welle an Insolvenzen?
Befürchtungen hoher Ausfallsquoten, die da waren, sind nicht eingetreten. Die Kreditausfälle der Kärntner Banken sind wieder auf Normalniveau. Es werden mehr Insolvenzen kommen, aber ich gehe von keiner Explosion aus.

 

Kleine Zeitung: 11.10.21

Jürgen Mandl im Amt bestätigt

„Bergauf für die Kärntner Wirtschaft!“ – unter dieses Motto stellte der Wirtschaftsbund Kärnten nicht nur seine kontinuierliche Arbeit, sondern auch seine 24. Landesgruppenhauptversammlung im Casineum Velden.

Mit 95,9 Prozent der Delegierten-Stimmen wurde Jürgen Mandl als Landesgruppenobmann bestätigt und für die nächsten 4 Jahre wiedergewählt. Es wurde damit aber auch ein hervorragendes Zeugnis für ihn als Wirtschaftsbund-Obmann und seinen unermüdlichen Einsatz für die Kärntner Wirtschaft ausgestellt.

WB-Österreich-Präsident Harald Mahrer freut sich auf die weitere Zusammenarbeit: „Die Mitglieder des Wirtschaftsbund Kärnten haben mit Jürgen Mandl einen Obmann, der weiß, worauf es ankommt. Als gestandener Unternehmer ist er bestens vernetzt und sagt auch den politischen Entscheidern mit Nachdruck, was Kärntens Betriebe brauchen!“

Der wiedergewählte Landesobmann Jürgen Mandl: „Die Arbeit für den Wirtschaftsbund und meine UnternehmerkollegInnen war für mich immer eine Herzensangelegenheit – dafür eine solche Bestätigung zu bekommen, empfinde ich persönlich sehr berührend. Es zeigt, dass diese Arbeit nicht unbelohnt bleibt.“
„Dieses Votum verstehe ich aber auch als klaren Auftrag, die nächsten 4 Jahre mit unvermindertem Einsatz weiter zu arbeiten,
damit es mit der Kärntner Wirtschaft weiterhin bergauf geht“, blickt Mandl voll Tatendrang in die Zukunft.

„Als Obmann unserer Seilschaft, die den Wirtschaftsstandort Kärnten bergauf führt, hat er gerade in den letzten beiden Jahren bewiesen, dass er auch in schwierigen Zeiten voran geht. Und wer ihn kennt, weiß, dass er sich die nächsten Jahre genauso mit vollem Engagement für unsere UnternehmerInnen einsetzen wird“, betont WB-Direktorin Sylvia Gstättner die Stärken des alten/neuen WB-Obmanns.

Das WB-Team rund um Mandl bilden FGO Franz Ahm, KoR Robert Kanduth, BGO Stv. Markus Leeb, WK-Vizepräsidentin Astrid Legner, Petra Prasser und LR Sebastian Schuschnig als seine Stellvertreter, sowie StR KoR Max Habenicht als Finanzreferent.

Ehrengäste bei der LGHV in Velden waren WB-Österreich-Präsident Harald Mahrer, WB-Generalsekretär Kurt Egger, LR Martin Gruber, der Salzburger WB-Obmann und WK-Präsident KoR Peter Buchmüller, der WB-Direktor aus Salzburg, Kurt Katstaller, die Abgeordneten zum Nationalrat Elisabeth Scheucher-Pichler und Peter Weidinger und der Landtags-Clubobmann Markus Malle.

Hier geht’s zu den Bildern!

Betriebliches Testen – Verlängerung um 1 Monat

Das Programm „Betriebliches Testen“ geht bis zum 31.10.2021 in die Verlängerung – Gesetzesnovelle für Oktober geplant.

Der Kostenersatz geht somit in eine einmonatige Verlängerung, die entsprechenden gesetzlichen Anpassungsarbeiten sollen Anfang Oktober im Parlament gestartet werden.
Das betriebliche Testen bietet Schutz für die Belegschaft und war gerade in der Frühphase des Jahres wesentlich für die Aufrechterhaltung der Produktion.
Seit 15. Februar können österreichische Unternehmen in ihren Betriebsstätten COVID-19 Testungen durchführen und erhalten dafür einen Kostenersatz.

„Dieses Programm ergänzt die Teststrategie des Bundes und zielt neben dem Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter darauf ab, die Produktion und Wertschöpfungsketten intakt zu halten“, so WB-Landesobmann Jürgen Mandl.
„Neben dem wichtigen Testangebot muss trotzdem die Impfquote erhöht werden. Die Impfung ist das einzige probate Mittel um das Virus in Schach zu halten,“ ist Jürgen Mandl überzeugt.
Bislang wurden rund knapp 4.800 Anträge mit über 5,1 Millionen erfolgten Tests bei der Austria Wirtschaftsservice Gesellschaft (aws) eingebracht, die die Fördermaßnahme abwickelt.

Weitere Infos zur Abwicklung hier:

Aus den Bezirken

  • Völkermarkt:

Textilreinigung Gril eröffnet 5. Filiale
Maximilian Gril übernahm im Jahr 2002 den arrivierten Familienbetrieb und baute ihn stetig aus. Neben herkömmlicher Reinigung werden Spezialreinigungen, Änderungen in der eigenen Schneiderei und sogar ein Bettzeughandel angeboten. „Durch unseren Service begünstigen wir, dass die Lieblingsstücke unserer Kunden länger tragbar bleiben“, so Gril, der mit der Eröffnung der neuen Filiale in St. Veit (Interspar Völkermarkter Straße) mittlerweile 5 Filialen und 19 Mitarbeiter führt. Wir wünschen weiterhin so viel Erfolg!

  • Klagenfurt:

Anexia ist der „Digitalisierungs-Primus“
Mit dem Primus-Preis zeichnet die Kleine Zeitung herausragende Leistungen von Kärntner Unternehmen aus. In der Kategorie „Digitalisierung“ machte heuer das IT-Unternehmen Anexia das Rennen. WB-Mitglied Alexander Windbichler gründete vor 15 Jahren das erste Rechenzentrum. Heute sind es knapp 100 über den ganzen Globus verteilt. Dazu kamen jüngst etliche Niederlassungen und Serverfarmen, mit denen er Clouds wie „Google-Cloud“ und „Amazon AW“ Konkurrenz macht. Herzliche Gratulation zu dem errungenen Preis und viel Erfolg beim Erobern der digitalen Welt!

 

Fotos: Gril/Anexia