Das Verkehrsaufkommen in und um Klagenfurt nimmt weiter zu. Immer mehr Insellösungen führen aber zu Unübersichtlichkeit und Chaos auf den Straßen, warnen Wirtschaftskammer und Tourismusverband.
Die urbane Zukunft einer Landeshauptstadt hängt zu einem großen Teil von einer nachhaltigen Citylogistik ab. Das gilt auch für Klagenfurt. „Verkehr und Mobilität sind ausschlaggebende Schlüsselthemen für ein modernes Klagenfurt, das als Lebensstandort wirken soll“, betonte heute Elisabeth Rothmüller-Jannach, Obfrau der Sparte Transport und Verkehr, beim heutigen Pressegespräch und forderte gemeinsam mit Astrid Legner, Berufsgruppensprecherin der Kärntner Fremdenführer, und Adi Kulterer, Obmann des Tourismusverbandes Klagenfurt, ein ganzheitliches Verkehrskonzept.
Neuer Service für Klagenfurts Busgäste
Die angespannte Bus-Park-Situation rund um das Klagenfurter Stadttheater ist in einem ersten Schritt gelöst worden. Bis dato konnten Busfahrer ihre Gäste nur auf zwei Plätzen ein- und aussteigen lassen, weitere Bereiche wurden als Parkplätze genutzt. Dies führte dazu, dass oftmals in zweiter Reihe gehalten wurde. „Diese Situation stellte nicht nur ein Gefahrenpotential dar, sondern führte auch dazu, dass die Besucher bereits gestresst in Klagenfurt angekommen sind“, erklärte Astrid Legner. Durch intensive Zusammenarbeit der Fachgruppe Freizeit- und Sportbetriebe, der WK-Bezirksstelle Klagenfurt, des Tourismusverbandes Klagenfurt, des Stadtgartenamts Klagenfurt sowie des zuständigen Tourismusreferenten Markus Geiger gibt es ab sofort eine transparente Lösung: Alle Stellplätze vor dem Stadttheater werden zu Ein- und Ausstiegsplätzen, geparkt wird bei der Klagenfurter Messe oder beim Wörthersee Stadion. Der Ausstieg ist entweder in der Radetzkystraße, in der St. Ruprechter Straße beim Messe-Haupteingang oder in der Adlergasse im Bereich des Landesmuseums.
Aktionstag für Buslenker
Damit der neue Service auch bekannt wird, hat Legner mit ihrem Team kürzlich in einer ersten Schwerpunktaktion Buslenker mit Foldern und persönlichen Tipps informiert. „Diese Umsetzung ist ein schöner Erfolg, löst aber nur einen Teil des Problems“, gibt die Fremdenführersprecherin zu bedenken. Elisabeth Rothmüller-Jannach sieht das genauso und fordert: „Die politischen Einzelprojekte müssen ein Ende haben. Klagenfurt benötigt ein ganzheitliches Verkehrskonzept, das alle Verkehrstypen berücksichtigt.“ Für sie sei eine Abstimmung des öffentlichen Verkehrs, Individualverkehrs sowie Wirtschaftsverkehrs essentiell: „Die 180 Taxis oder der Zustell- und Lieferverkehr sind im vorliegenden Mobilitätskonzept kaum berücksichtigt.“
„Angebote statt Verbote“
Die österreichische Bundesregierung hat 2018 ihre Klima- und Energiestrategie in der #mission2030 festgelegt, in der die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 36 Prozent gegenüber 2005 zu reduzieren sind. Bis 2050 sollen die Städte CO2-neutral sein. Von dieser Vorgabe ist auch das Mobilitätskonzept Klagenfurt 2035 geprägt, das sich Rothmüller-Jannach näher angesehen hat: „Ein guter Lösungsansatz ist, dass unnötige Fahrten vermieden bzw. auf effizientere Verkehrsmittel verlagert werden sollen und die bestehenden Technologien verbessert werden.“ Ebenfalls begrüßt die Spartenobfrau, dass nicht durch Verbote, sondern durch Angebote wie die Schaffung guter Infrastrukturen für Fußgänger und Radfahrer der motorisierte Individualverkehr reduziert werden soll.
Von Insellösungen zum Gesamtkonzept
„Ein besseres Angebot im öffentlichen Verkehr ist ein wesentlicher Standortfaktor, der uns auch im Tourismus Vorteile bringt“, ist die Verkehrsexpertin überzeugt, kritisiert aber die Unstrukturiertheit: „All diese Maßnahmen sind Insellösungen und nicht in ein gesamtheitliches Konzept eingebettet. Mehrzweck- und Radfahrstreifen werden in der Stadt Klagenfurt wie ein Netz ausgebreitet, oft gegen die Einbahn geführt, wodurch potentielle Gefahrenstellen zwischen Radfahrer und motorisierten Verkehr geschaffen werden. Der Wirtschaftsverkehr – gewerbliche Güter- und Personenbeförderung – wird im Mobilitätskonzept dem motorisierten Individualverkehr zugerechnet und – samt den Bedürfnissen einer modernen Citylogistik – nicht beachtet.“
5000 neue Parkplätze für die Ostbucht
Für eine zeitgemäße Citylogistik und ein modernes Verkehrsleitsystem spricht sich auch der Obmann des Klagenfurter Tourismusverbandes, Adi Kulterer, aus: „Wichtig ist, dass ein Leitsystem die historischen Plätze, die Klagenfurter Stadtteile, die touristischen Hauptattraktionen und die Hotellerie beinhaltet.“ Das Leitsystem müsse für Autofahrer genauso wie für Fußgänger ausgerichtet sein und deren Bedürfnisse abdecken. „Menschen orientieren sich in einer Stadt nicht nur mit GPS und Navi, sondern nach wie vor über intelligente Leitsysteme. In Klagenfurt sind gerade Touristen oft im Blindflug unterwegs“, weiß Kulterer. Auch der Bereich Parkplätze – und im Optimalfall deren Verfügbarkeit – gehöre hier mitgedacht und eingebaut. Der TBV-Obmann sieht speziell im Bereich der Klagenfurter Ostbucht großen Bedarf: „Der Bau des neuen Hallenbades, der Lakeside Park, die Universität, das Strandbad, Veranstaltungen im Stadion, der Autobahnzubringer – all das verlangt neue Parkplätze. Ich gehe davon aus, dass wir mit 5000 neuen Parkplätzen durch eine Garage eine deutliche Entlastung erreichen können.“
Mehr Tempo in der Verkehrspolitik
Was Kulterer besonders stört, ist die Dauer bis zur Umsetzung von Konzepten. „Der Tourismus und die Wirtschaft haben keine Zeit für jahrelange Diskussionen. In Klagenfurt werden oft Projekte zerredet, die im Normalfall in wenigen Monaten umgesetzt werden können. Nehmen wir das Jubiläumsjahr 2020 zum Anlass und schauen, was wir innerhalb eines Jahres alles bewegen können“, verlangt der Tourismusprofi. Legner, Rothmüller-Jannach und Kulterer sind sich einig: „Für eine moderne Innenstadtgestaltung müssen alle Unternehmer – speziell der Handel und die Gastronomie – miteinbezogen werden. Klagenfurt darf die Zukunft der Mobilität nicht verschlafen und muss umgehend mit einem nachhaltigen Gesamtkonzept gegenlenken.“
Fotos: WKK/Dietmar Wajand; WKK/studiohorst