Deutschland kehrt reumütig zur Meisterpflicht zurück

Bei der Gewerbeliberalisierung übers Ziel geschossen: Ausbildungsleistung und Qualität gesunken. Präsident Mandl und Spartenobmann Kronlechner bieten Unterstützung an.

Kärntens Wirtschaft begrüßt die deutsche Einsicht, in zwölf Gewerken die Meisterpflicht wieder einzuführen(1). Im Zuge der Handwerknovelle 2004 hatte die damalige Regierung die Meisterprüfung als Zulassungsvoraussetzung für eine Betriebsgründung in mehr als 50 Gewerken abgeschafft. In einigen der betroffenen Berufe führte dies zu einem dermaßen starken Rückgang der Ausbildungsleistung sowie zu Einbußen bei der Arbeitsqualität, dass diese Fehlentwicklungen nun korrigiert werden sollen. WK-Präsident Jürgen Mandl: „Daran sieht man, was passiert, wenn die Politik im Taumel der Liberalisierung übers Ziel schießt. Vielleicht verstehen nun die selbsternannten Kritiker der österreichischen Gewerbeordnung, warum wir mit Überzeugung an den reglementierten Gewerben und an der Meisterpflicht festhalten.“

Auch Klaus Kronlechner, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, verfolgt das deutsche Wendemanöver mit Genugtuung: „Für uns sind die reglementierten Gewerbe die Schiene zur Meisterprüfung, und der Erfolg gibt uns recht. Nur gut ausgebildete Mitarbeiter sind das Kapital, mit dem Investitionen erfolgreich umgesetzt werden können.“ Von den 5000 jungen Menschen, die jedes Jahr in Kärnten nach Absolvierung der Schulpflicht über ihre Zukunft entscheiden müssten, würden mehr als die Hälfte eine duale Ausbildung wählen, die weltweit hohe Anerkennung genieße, unterstrich Kronlechner.

Der Gesetzentwurf der Koalitionsparteien zur Wiedereinführung der Meisterpflicht hat den Wirtschaftsausschuss des Bundestags bereits passiert und könnte schon zum 1. Jänner 2020 in Kraft treten. Seinen Unternehmerkollegen in Deutschland bietet Kronlechner – mit einem Augenzwinkern – Unterstützung an: „Sollten sie tatsächlich in den vergangenen immerhin 15 Jahren verlernt haben, wie es geht: Wir arbeiten in Kärnten nach wie vor in bester Handwerkstradition und mit modernsten Methoden. Wir bringen es den deutschen Kollegen gerne wieder bei!“

Foto: WKK/Helge Bauer