WB-Stellenmonitor

Wirtschaftsbund-Stellenmonitor: 248.000 offene Stellen in Österreich

Erstmals wurden alle offenen Stellenausschreibungen in Österreich ausgezählt – es gibt aktuell mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen. Wirtschaftsbund-Direktorin Sylvia Gstättner sieht dringenden Handlungsbedarf.

Der Wirtschaftsbund hat erstmals gemeinsam mit IT-Spezialisten alle Online-Stellenausschreibungen in Österreich gezählt. Diese übersteigen bei weitem die bisher bekannten Zahlen. Für eine effiziente Arbeitsmarktpolitik ist es notwendig zu wissen, wie viele offene Stellen in Österreich zur Verfügung stehen. Deshalb hat der Wirtschaftsbund den WB-Stellenmonitor auf die Beine gestellt. Mit Hilfe dieser Software werden Online-Stellenausschreibungen gezählt und ein realistisches Bild der Arbeitsmarktsituation aufgezeigt. Damit gibt es erstmals harte Zahlen nach Branchen und Bundesländern.

Wenn Mitarbeiter gesucht werden, werden Stellenanzeigen online inseriert, diese aber nicht immer dem AMS gemeldet. Viele offene Stellen scheinen also beim AMS nie auf und schaffen es so nicht in die Statistik.

Mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen
„Es gibt keinen Mangel an Jobmöglichkeiten, vielmehr leiden unsere Betriebe unter einem Arbeitskräftemangel, das Wirtschaftswachstum wird gebremst und der Aufschwung nach Corona gefährdet“, so Sylvia Gstättner, Direktorin des Wirtschaftsbund Kärnten. Es zeigt sich, dass die AMS-Statistik mit 112.155 (Stand Oktober 2021) nur einen Teil der offenen Stellen in Österreich ausweist. Wenn man die relevanten Online-Jobportale mitzählt und um Duplikate bereinigt, ergeben sich rund 248.000 offene Stellen – mehr als doppelt so viele offene Stellen als bisher angenommen.

Auf einen Arbeitssuchenden kommt eine offene Stelle
Wenn man die tatsächliche Gesamtzahl der offenen Stellen berücksichtigt, ist das Verhältnis zwischen Arbeitslosen und offenen Stellen faktisch 1:1. Es gibt in Österreich also mehr offene Stellen, als die Landeshauptstädte Salzburg und Klagenfurt zusammen Einwohner haben! „Allein in Kärnten stehen 16.305 Arbeitslosen 13.495 offenen Stellen gegenüber. – Hier besteht dringendster Handlungsbedarf. Damit der Wirtschaftsmotor nicht ins Stottern gerät“, mahnt Gstättner schnellstmögliche Maßnahmen ein.

Der Arbeitskräftemangel schädigt das Wirtschaftswachstum
Der Arbeitskräftemangel ist kein isoliertes Problem der betroffenen Mitarbeiter und Betriebe, auch die Allgemeinheit hat dadurch Nachteile. Das Wirtschaftswachstum steigt weniger stark und dem Staat entgehen dadurch Steuereinnahmen in Milliardenhöhe. Bereits 2018 hat eine Studie im Auftrag der WKO berechnet, dass bei 162.000 fehlenden Fachkräften der öffentlichen Hand eine Milliarde an Steuereinnahmen entgeht. Konservativ hochgerechnet auf die aktuellen Zahlen entgehen dem Staat dadurch mindestens 1,2 Milliarden Euro.

Jetzt Reformen setzen und den Arbeitsmarkt zukunftsfit machen
„Um unseren Arbeitsmarkt besser für die Zukunft zu rüsten und unsere Wirtschaftsleistung nicht zu gefährden, brauchen wir jetzt die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, möglichst viele Menschen in Vollbeschäftigung zu bringen. Dazu braucht es Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel sowie dringend notwendige Arbeitsmarktreformen wie etwa die Änderung der Zuverdienstgrenzen, ein degressiv gestaffeltes Arbeitslosengeld sowie die Erhöhung der Mobilität“, so Gstättner abschließend.