Wirtschaftsbund-Roadshow hielt im Feldkirchner Hotel Nudelbacher: Experten klärten auf.

Förder-Durchblick für Betriebe

Heuer wurde im Rahmen der Wirtschaftsbund-Roadshow der Kärntner Wirtschaftsförderungs-Fonds (KWF) „ins Visier“ genommen und von Experten erklärt, wer warum gefördert wird. Mit dabei auch der WB-Bezirksobmann Christof Zechner.

90 Prozent für KMU

Marliese Fladnitzer-Ferlitsch informierte über Tätigkeitsfelder des KWF, dessen Aufgabe es ist, den Wirtschaftsstandort zu stärken. Für Unternehmer werden vielfältige Förderprogramme geboten – bei einem Jahresbudget von 30 Millionen Euro. 2018 wurden so über 600 Förderfälle abgewickelt – 23 davon in Feldkirchen mit einem Volumen von 0,5 Millionen Euro. Fladnitzer-Ferlitsch zeigte auf, dass 90 Prozent der Förderungen an Klein- und Mittelbetriebe gehen. Seit 2014 sind alle vom KWF geförderten Maßnahmen öffentlich zugänglich (wibis.kwf.at).

Antrag vor Förderbeginn

Karl-Heinz Gallmayer, KWF-Leiter für Gewerbe, Industrie und Tourismus, appellierte, nie ein Projekt zu starten, bevor nicht der Förderantrag abgegeben ist. Als Projektstart gilt, „wenn der Vorgang unumkehrbar wird“. Also: Angebote einzuholen ist vor Antragstellung in Ordnung, ein Angebot zu bestätigen nicht mehr. „Es ist eigentlich kein Förderdschungel, sondern ein Fördersupermarkt. Es gibt meist das Passende, man muss nur wissen, wo man steht.“ Die Beurteilung über die Förderwürdigkeit erfolgt individuell und ist abhängig vom jeweiligen Projekt.

Jetzt investieren

Auf die Rolle der Banken im Zusammenhang mit Förderungen und Finanzierungen ging Klaus Kogler, Förderbetreuung Raiffeisen Landesbank, ein. Die RLB bietet Unternehmern Beratung in sämtlichen Phasen des gesamten Förderprozesses. Aktuell sieht er beste Voraussetzungen, um zu investieren, da weiterhin ein niedriges Zinsniveau prognostiziert wird.

 

 

Fotos: Wirtschaftsbund Kärnten

Förderungen müssen verstärkt für EPUs und KMUs zugänglich gemacht werden!

Das Modell der Kärntner Wirtschaftsförderung bedarf einer dringenden Reform! Gerade kleine und mittelständische Unternehmen müssen in den Förderprogrammen stärker berücksichtigt werden. Denn sie bilden einen Großteil unserer Kärntner Unternehmerlandschaft ab und sind so ein starkes Rückgrat der Kärntner Wirtschaft!

Wenn ich den Teilnehmern unserer WB-Roadshow „Der KWF im Visier“ oder den Unternehmerinnen und Unternehmern bei meinen Betriebsbesuchen zuhöre, verspüre ich eine große Unzufriedenheit mit den aktuellen Förderprogrammen des Landes. Gerade Klein- und mittelständische Unternehmen – vor allem EPUs – fühlen sich nicht entsprechend repräsentiert und sind sich einig: Die Förderpolitik des landeseigenen Kärntner Wirtschaftsförderungs-Fonds (KWF) geht an der Kärntner Wirtschaftsstruktur vorbei!

Jürgen Mandl fordert Förderungen für EPU und KMU

Jürgen Mandl fordert Förderungen für EPU und KMU

Untermauert wird dies auch durch eine detaillierte Studie zur Arbeit des KWF, in Auftrag gegeben durch die Wirtschaftskammer Kärnten: Im Förderjahr 2018 stellten KMU 84 % der Anträge, erhielten jedoch nur 31 % der ausgeschütteten Förderungen. Zum Vergleich: Im Jahr 2014 war dies noch anders, da stellten diese Kleinst- und Kleinbetriebe 91 % der Anträge und erhielten immerhin 56 % der Fördermittel.

Doch nicht nur an der Unternehmensstruktur in Kärnten geht die Förderpolitik des KWF vorüber. Auch die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt bleiben unberücksichtigt: 2017 wurden mit den KWF-Fördermitteln in Summe 682 neue Arbeitsplätze geschaffen. Davon entstanden 651 neue Jobs in den Kärntner KMU‘s, in Großunternehmen waren es 31, bei den Bildungseinrichtungen und sonstigen Forschungseinrichtungen kein Einziger! Dennoch ging der Löwenanteil der Förderungen an Großprojekte und öffentliche Institutionen. Deshalb brauchen wir nicht nur eine grundlegende Reform des KWF, sondern jetzt die politische Weichenstellung für die neue Förderperiode, damit es zu einer Besserstellung von EPUs und KMUs in der Kärntner Wirtschaftsförderung kommt!

Denn mit Mut, Begeisterung und Leidenschaft alleine lässt sich keine Unternehmer-Rakete zünden. Gerade für kleinstrukturierte Unternehmen bedarf es zur rechten Zeit auch einer finanziellen Starthilfe, um erfolgreich zu wirtschaften, weitere Arbeitsplätze zu schaffen und den Wohlstand in unserem Land zu erhalten.

Das ist meine Überzeugung!

Präsident Jürgen Mandl
Kärntner Unternehmer und Landesobmann des Wirtschaftsbundes Kärnten

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Impressionen von der WB-Roadshow „Der KWF im Visier“

Verleihung des Landeswappens an den Friseursalon Wilhelmer

Seit über 100 Jahren sorgt die Familie Wilhelmer für den perfekten Schnitt.

Eine besondere Ehre wurde dem umtriebigen Innungsmeister und Bundesinnungsmeister-Stv. Georg Wilhelmer zu teil: Im Zuge seines traditionellen Maronifests wurde ihm von Landeshauptmann Peter Kaiser das Kärntner Landeswappen verliehen. Der Friseursalon Wilhelmer sorgt schon seit über 108 Jahren für den perfekten Schnitt in Klagenfurt und bildete in dieser Zeit mehr als 200 Lehrlinge aus. „Georg ist nicht nur ein Meisterfrisör, sondern auch ein Vorzeige Innungsmeister. Er setzt sich für die Lehrlinge ein und kämpft gegen die illegale Ausübung dieses Gewerbes .“, gratuliert WB-Landesgruppenobmann Präsident Jürgen Mandl gemeinsam mit Spartenobmann Klaus Kronlechner zu diesem besonderen Jubiläum.

100 Jahre Plasounig in Villach

Das besondere Jubiläum wurde in Villach groß gefeiert!

Bernhard Plasounig ist nicht nur WK-Bezirksstellenobmann in Villach sondern erfolgreicher Unternehmer, der ein besonderes Jubiläum feiern durfte: seit 100 Jahren besteht der Familienbetrieb und hat sich vom Schlosserhandwerk hin zum Spezialisten für Hydrauliktechnik und Gelenkwellen entwickelt. 36 Mitarbeiter und sechs Lehrlinge produzieren Anlagen, die mittlerweile weltweit zum Einsatz kommen. WK-Vizepräsident Otmar Petschnig zeichnete gemeinsam mit WK-Direktor Michael Stattmann Bernhard Plasounig für seine Verdienste um die Kärntner Wirtschaft und sein Engagement in der Wirtschaftskammer Kärnten mit der Ehrennadel aus.

90 Jahre Buttazoni Stahlbau

KoR Armin Buttazoni ist mit seinem Betrieb nicht nur als Stahlbauer weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.

Er hat es immer wieder geschafft, sich neu zu erfinden. Gemeinsam mit seinem Sohn Armin entwickelt er in Himmelberg Innovationen auf höchstem Niveau – vom Hochbeet Ursula, über den multifunktionalen Hühnerstall Villa Henriette bis hin zu Fahrradgaragen inklusive Bike Lift Butler für heimische Bahnhöfe. Heuer wurde ein besonderes Jubiläum gefeiert: Der Familienbetrieb, der bereits in dritter Generation geführt wird, besteht seit 90 Jahren! Präsident Jürgen Mandl überreichte die Ehrenurkunde gemeinsam mit Bezirksobmann Christof Zechner und JW-Bezirksvorsitzender Brigitte Truppe und unterstrich dabei den Unternehmergeist, der den Buttazonis scheinbar in die Wiege gelegt wurde.

Maronifest Villach

Der Wirtschaftsbund Villach lud erstmals zu seinem traditionellen Maronifest in „die Greißlerei Villach“

Rund 120 UnternehmerInnen folgten der Einladung von WB Villach Obmann Raimund Haberl und genossen bei heißen Maroni, Jause und Glühwein das wunderschöne Ambiente der neuen Location.

Beim Netzwerken in gemütlicher Atmosphäre wurden unter anderem WB Landesgruppenobmann und WK Präsident Jürgen Mandl, WB Direktorin Sylvia Gstättner sowie Spartenobmann Helmut Hinterleitner gesichtet. „Nur mit einer gestärkten Interessenvertretung können wir Herausforderungen wie den Fachkräftemangel und den Bürokratieabbau stemmen, so Mandl. „Es freut mich besonders, dass so viele UnternehmerInnen unserer Einladung gefolgt sind. Der Wirtschaftsbund ist der richtige Ansprechpartner, wenn es um die Anliegen und Ideen der heimischen Betriebe geht. Das wollen wir auch in den nächsten fünf Jahren unter Beweis stellen“, so Obmann Haberl ergänzend.

Ebenso genossen Innungsmeister Adolf Pobaschnig, JW Kärnten Vositzender Marc Gfrerer und die Villacher Stadträte Katharina Spanring und Christian Pober die Gespräche mit den UnternehmerInnen. WK Villach Bezirksstellenobmann Bernhard Plasounig kam mit sei seinem Kollegen Hannes Kandolf  aus Hermagor und mit Markus Walluschnig und Phillip Löscher waren auch Teilnehmer des heurigen WB Mentoringprogramms beim Fest und nutzten die Chance für einen Austausch mit ÖVP Villach Obmann Peter Weidinger.

 

 

Foto: Hannes Pacheiner

Kärnten lebt in seinen Regionen!

Der „Stern des Südens“ hat ein großes Problem: Wie nicht zuletzt das Statistische Handbuch für Kärnten wieder einmal zeigt, gibt es hierzulande mehr Todesfälle als Geburten.

Die Wanderungsbilanz ist negativ, das bedeutet: Mehr junge Talente verlassen das Land auf der Suche nach Bildungschancen und Lebensglück, als von anderswo zu uns kommen. Und die, die bleiben, werden immer älter. Nicht die besten Bedingungen für den stärksten und schönsten Lebensstandort Österreichs, den zu schaffen unser gemeinsames Ziel ist.

Laut Prognose werden in Kärnten schon 2030 bis zu 40.000 Fachkräfte fehlen. Um dem entgegen zu wirken, brauchen wir nicht nur einen starken Zentralraum, sondern auch starke Regionen. Das Raumordnungsgesetz NEU, das gerade in Begutachtung ist, ist dabei ein wichtiger Meilenstein. Nur wird mit der geplanten neuen Ortskernregelung genau das Gegenteil passieren: Statt die Nahversorger in den Regionen zu unterstützen, könnten statt bisher 33 Einkaufszentren 132 entstehen – und das teilweise direkt bei den Taleinfahrten. Deshalb brauchen wir eine strenge Regelung, wie Orts- und Stadtkerne festgelegt werden! Doch das allein wird nicht reichen: Seit zwei Jahren sind wir das einzige Bundesland ohne Nahversorgerförderung. In Summe geht es um 200.000 Euro, mit denen Arbeitsplätze gesichert und Kommunalabgaben gewährleisten werden können. In Tirol hat man das Problem schon früher erkannt und Sonderförderprogramme für besonders betroffene Regionen eingeführt, dotiert mit zehn Millionen Euro für zehn Jahre. Und mit Erfolg: Die Absiedelung aus den Tälern konnte – oft gemeinsam mit einem starken Tourismus – gestoppt werden.

Für Kärnten sollte man solche Sonderförderprogramm für das Gail-, Möll-, Metnitz-, Gurk- und Lavanttal andenken. Denn wenn es gelingt, private, unternehmerische und kommunale Projekte umzusetzen, gibt es mehr Arbeitsplätze und mehr Kommunalabgaben in den Regionen. Und dann hätten wir auch wieder einen Kreislauf, der sich schließt, meint Ihre

Sylvia Gstättner

In Villach werden Lebzelterei und Konditorhandwerk lebendig gehalten

Katharina Rainer-Valtiner aus Villach führt in der fünften Generation die Konditorei Rainer. Mit Feingefühl für die Familientradition bringt sie das Moderne in den Betrieb. Dafür wurde sie als „Unternehmerin des Monats November“ ausgezeichnet.

Derzeit strömt aus der Backstube der Konditorei Rainer am Villacher Kirchenplatz der betörende Duft von Lebkuchen und Weihnachtsbäckerei. Jede freie Fläche ist zugestellt mit den liebevoll per Hand verzierten Lebkuchenhäuschen, während die Vitrine im Kaffeehaus täglich mit bis zu 30 verschiedenen Torten, Strudel und Desserts aufwartet. Mittags ergänzt durch verschiedene Mittagsmenüs. Wenn es mal schnell gehen muss, auch zum Mitnehmen ins Büro. Seit 160 Jahren ist die Familie Rainer aus dem gastronomischen Angebot der Stadt nicht mehr wegzudenken. Die Torten sind mittlerweile weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt und so mancher Gast fährt extra Hunderte Kilometer, um sich im Kaffeehaus verwöhnen zu lassen. Damit ist die Konditorei zu einem Frequenzbringer in der Innenstadt geworden.

Handwerk, Tradition und Moderne im Einklang
Heute führt Katharina Rainer-Valtiner in der fünften Generation den Familienbetrieb mit rund 20 Mitarbeitern. Nach wie vor legt sie großen Wert auf das alte Handwerk der Lebzelterei und Konditorei. Bis zu vier Lehrlinge werden laufend im Betrieb ausgebildet, darunter auch ihr eigener Sohn Christoph. „Wir verbinden das Handwerk mit modernen Ideen. Ich gehe mit offenen Augen und Ohren durch das Leben und versuche am Ball zu bleiben“, sagt die Unternehmerin. Laufend investiert sie in den Betrieb. Jüngst in einen modernen und hellen Kaffeehausbereich. „Man muss aufpassen, dass man sich nicht immer auf die Tradition hängt. Es braucht das Moderne. Wenn man die Kombination schafft, dann wird man erfolgreich.“

Erfolgreich mit Regionalität und Weitblick
Geschickt weiß Katharina Rainer-Valtiner Erfahrung und Trendgespür zu vereinen. Für die stetige Weiterentwicklung des Betriebes wurde sie von „Frau in der Wirtschaft Kärnten“ als „Unternehmerin des Monats November 2019“ ausgezeichnet. „Katharina Rainer-Valtiner zeigt, wie wichtig Gastronomie und Handwerk für die Innenstadt sind. Sie scheut sich nicht vor dem Wandel, lebt einen hohen Qualitätsanspruch und gibt ihr Know-how in der Ausbildung auch an junge Menschen weiter“, sagt WKK-Vizepräsidentin und FiW-Landesvorsitzende Carmen Goby. Auch Ernst Lienbacher, WK-Innungsmeister der Konditoren, und Bernhard Plasounig, WK-Bezirksstellenobmann, gratulieren zur Auszeichnung und zu ihrem Erfolg als Unternehmerin.

Mehr über die Unternehmerin des Monats finden Sie online auf: www.frauinderwirtschaft-kaernten.at

Über das Projekt „Unternehmerin des Monats“
Mit der „Unternehmerin des Monats“ holt „Frau in der Wirtschaft“ in Kärnten jeden Monat eine außergewöhnliche Frau vor den Vorhang und zeichnet sie für ihre unternehmerischen Leistungen aus. Kriterien für die Teilnahme sind u.a. eine außergewöhnliche Geschäftsidee, hohe Exportquoten, starkes Mitarbeiterwachstum, Auszeichnungen oder andere Besonderheiten des Unternehmens. Die Kandidatinnen für die „Unternehmerin des Monats“ können von jedem und jeder vorgeschlagen werden, eine Jury bestehend aus Top-Frauen aus der Kärntner Wirtschaft kürt dann die jeweilige Unternehmerin des Monats. In einem ausführlichen Porträt wird die Unternehmerin des Monats nicht nur auf der Homepage www.frauinderwirtschaft-kaernten.at präsentiert, sondern auch der Öffentlichkeit vorgestellt, unter anderem in einem eigenen Newsletter. Unter allen ausgezeichneten Unternehmerinnen des Monats wird eine Unternehmerin des Jahres gewählt.

Wirte brauchen Rechtssicherheit bei Freiflächen für Raucher!

Fachgruppenobmann und WB-Spitzenkandidat Stefan Sternad fordert Änderungen: Ministerium ist aufgefordert klare Richtlinien zu definieren! Gastronomen dürfen nicht für Lautstärke vor dem Lokal verantwortlich gemacht werden!

Nach wie vor unklar ist, wie Gastronomiebetriebe die Freiflächen für Raucher gestalten dürfen. „Bereits im Sommer 2017 wurde auf Bundesebene von uns eine Klarstellung des Gesetzesbegriffs von der damaligen Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner gefordert. Obwohl uns diese auch immer wieder versprochen wurde, ist sie bis heute nicht erfolgt!“, erklärt Fachgruppenobmann Stefan Sternad. Das Problem wäre durch einen Erlass, der an die untergeordnete Vollzugsbehörde herausgegeben wird, einfach zu lösen. Demnach wären alle nicht vollständig umschlossenen Einrichtungen wie zB Pavillon, Lauben, Schirmbars als Freiflächen einzustufen, wenn zu mindestens eine Seite vollständig geöffnet ist.

Für Verunsicherung sorgt auch, wie mit Lärmbelästigungen vor Lokalen umgegangen wird. „Es ist absurd, wenn wir Wirte für den Lärm vor unseren Lokalen verantwortlich gemacht werden. Darauf haben wir praktisch keinen Einfluss. Wir brauchen auch hier eine Gesetzesänderung.“, empört sich Sternad. „Das Problem wäre durch servicefreie Rauchräume einfach zu lösen und würde darüber hinaus zu einer Gleichstellung mit der Hotellerie führen!“ „Wir haben bereits im Juli vor diesem Problem gewarnt. Leider blieb das ungehört!“, so Fachgruppenobmann Stefan Sternad.

Weiters fordert der Wirtschaftsbund eine Entschädigung für getätigte Investitionen: „Viele Gastronomen haben noch 2019 im Vertrauen auf bestehende Gesetze ihre Räumlichkeiten umgebaut. Hier brauchen wir eine angemessene Entschädigung der Investitionen – so wie es auch bei der ‚alten‘ Raucherregelung der Fall war“, meint Sternad abschließend.

Kärntens Regionen brauchen Zukunft

Ohne regionale Wirtschaft kein ländlicher Raum, unterstreicht die Wirtschaftskammer und schlägt Sonderförderprogramme nach Tiroler Vorbild vor.

Den gemeinsamen Beschluss von Landesregierung und Sozialpartnern für die stärkere Verwendung regionaler Lebensmittel in Schulen und Krankenhäusern nahm heute Kärntens Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl zum Anlass, auf die Bedeutung des ländlichen Raumes insgesamt und die vielfältigen Aktivitäten der Kammer hinzuweisen. Die dezentralen Regionen würden 90 Prozent der Fläche Kärntens umfassen, 56 Prozent der Bevölkerung beherbergen und 60 Prozent der Wertschöpfung erbringen, unterstrich Mandl: „Das sind beindruckende Zahlen – neben einem Zentralraum Klagenfurt-Villach, der selbstverständlich das Flaggschiff ist.“

Chancengleichheit braucht Planung
Die Kärntner Regionen seien in Zukunft mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert. So werde die demografische Entwicklung zur Verschiebung der Altersstrukturen und Wanderungsbilanzen führen. Mandl: „Um die Chancengleichheit für die Bevölkerung im ländlichen Raum zu sichern, ist auf die demografische Entwicklung in allen Planungsbereichen Bedacht zu nehmen.“ Dies gelte für die Raumordnung (Stärkung der zentralen Orte), die Alters- und Gesundheitsvorsorge (Altenbetreuung und Pflegeeinrichtungen, Kinderbetreuung), für eine geplante Wirtschaftsentwicklung (interkommunale Wirtschaftsregionen und Gewerbeparks, aktive Ansiedlungsoffensive) ebenso wie für Infrastruktur- und Mobilitätsmaßnahmen (Sicherung der Nahversorgung, regionale Verkehrskonzepte, konzentrierte Siedlungsentwicklung).

Das Kaufverhalten entscheidet
Das Herzstück für lebendige Regionen seien allerdings gesunde, vitale Unternehmen. Und diese in den Regionen zu erhalten, bedeute auch eine Herausforderung für alle öffentlichen Auftraggeber, für die Unternehmer bei ihren B2B-Geschäften sowie für jeden einzelnen Konsumenten. Mandl: „Wer auf Kärntner Unternehmen setzt, sichert damit auch heimische Arbeitsplätze, gerade in den Regionen. Wer Lehrstellen in den Regionen will, der muss sich bewusst sein, dass er mit seinem Konsumverhalten auch selbst einen Beitrag für oder gegen Ausbildungsplätze für unsere Jugend leistet bzw. leisten kann. Und dass Wohlstand und Lebensqualität in den Regionen untrennbar mit der regionalen Wirtschaft verbunden ist, liegt ohnedies auf der Hand.“

„Sitzen in einem Boot“
In diesem Zusammenhang erinnerte Mandl an das „Handbuch zur Regionalvergabe“, mit dem die Wirtschaftskammer Kärnten seit zehn Jahren der öffentlichen Hand Tipps und Anregungen gebe, wie öffentliche Aufträge völlig rechtskonform bei Kärntner Betrieben bleiben. Mandl: „Deshalb finde ich es unnötig, wenn der KWF freihändig Aufträge in Millionenhöhe an Wiener Agenturen vergibt, wenn Veranstaltungen zum Radmasterplan von Wiener Agenturen abgewickelt werden oder wenn das aktuelle Rudolfinum-Jahrbuch des Landesmuseums in der Steiermark gedruckt wird. Da wurde bei Kärntner Firmen nicht einmal angefragt – und das wäre ja wohl das Mindeste, denn am Ende des Tages sitzen wir alle gemeinsam im Boot.“

Tirol als Vorbild
Mandl regte daher an, dass bei künftigen Förderprogrammen Zuschläge für Betriebe in ländlichen Regionen vorzusehen und sich bei der Aufrechterhaltung lebendiger Regionen Tirol als Vorbild zu nehmen: „Dort hat die Landesregierung für besonders benachteiligte Regionen langfristige Sonderförderprogramme – meist zehn Millionen Euro für zehn Jahre – beschlossen, um die Entwicklung abseits des Zentralraums zu unterstützen und der Abwanderung entgegenzuwirken. Solche Überlegungen werden wir auch mit der Kärntner Landesregierung im Zuge der kommenden KWF-Planungsperiode besprechen.“

„Auf dem Land wächst die Wut“
Jemand, der sich seit langem mit der schwierigen Situation der dezentralen Regionen befasst und sich den Ehrentitel „Dorfpapst“ erarbeitet hat, ist der Humangeograph Gerhard Henkel, der am Vormittag im Rahmen eines Workshops im Haus der Wirtschaft über seine Erfahrungen im Spannungsfeld zwischen Stadt und Land gesprochen hatte. Für ihn ist die Politik der Länder und des Bundes schuld an der teils negativen Entwicklung des ländlichen Raums, der sich oft entmündigt, bevormundet und alleingelassen fühle. „Die Infrastruktur, die Läden, die Gastronomie, die Schulen, Verwaltungen und Kirchen ziehen sich zurück – die Menschen in den Dörfern verzweifeln. Damit wächst die Wut auf den Staat, und das Ergebnis sind dann die Protestwähler.“

Hohe Lebenszufriedenheit
Die gute Botschaft Henkels: „Die Kraft des Landes ist noch da!“ Der ländliche Raum schaffe nach wie vor nicht nur mehr als 50 Prozent der Wertschöpfung, sondern sei für Lebensmittel, Rohstoffe und erneuerbare Energie unverzichtbar. Im Vergleich mit den Ballungsräumen sei die Lebenszufriedenheit „auf dem Dorf“ doppelt so hoch, was nicht nur mit der praktischen Alltagskultur und der sinnstiftenden ehrenamtlichen oder genossenschaftlichen Herangehensweise an viele Herausforderungen zu tun habe, sondern auch mit den weit besseren Chancen für ein gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Henkels Appell an die „Zentralen der Entscheider: Lasst die Dörfer, die Landgemeinde leben und ihre bürgerschaftlichen Kräfte neu entfalten. Das wird zum Nutzen aller sein.“

Kampf gegen neue EKZ
Eine wichtige Vorrausetzung für diese Entwicklung ist das neue Kärntner Raumordnungsgesetz, das Gerhard Genser, Leiter der Wirtschaftspolitik in der Kammer und seit 15 Jahren Mitglied des Raumordnungsbeirats, scharf kritisierte: Die geplante neue Ortskernregelung gehe in die falsche Richtung. „Statt bisher 33 Einkaufszentren in Kärnten könnten demnach 132 EKZ entstehen. Die Nahversorgung wird dadurch nicht gesichert, sondern im Gegenteil gefährdet: Die bestehenden Geschäfte in den Tälern werden sich nicht halten können, wenn neue 1000-Quadratmeter-Märkte an den Taleinfahrten die Kaufkraft abschöpfen.“

Handel will Nahversorgerförderung
Deswegen müsse, wer Nahversorgung wolle, auch etwas für sie tun, betonte Nikolaus Gstättner, Geschäftsführer der Sparte Handel der WK Kärnten. Kärnten sei seit zwei Jahren da einzige Bundesland ohne Nahversorgerförderung, die zudem weniger den Charakter einer Wirtschaftsförderung als einer Unterstützung ländlicher Strukturen habe. In Summe gehe es um 200.000 Euro, mit den Arbeitsplätze gesichert und Kommunalabgaben gewährleistet wären – Gstättner: „Ein Kreislauf, der sich schließt. Sonst können sich ortsgebundene Menschen nicht mehr mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgen.“

Onlineshopping kostet 4000 Arbeitsplätze
Das verdeutlicht auch eine aktuelle Kampagne der Wirtschaftskammer: „Mit der Aktion „Heimkaufen“ machen wir heuer bereits zum fünften Mal Konsumentinnen und Konsumenten mit einem Augenzwinkern darauf aufmerksam, wie wichtig regionale Kaufentscheidungen für den Lebensstandort Kärnten sind“, erklärte Marketingleiter Markus Polka. Schon heute würde der Kaufkraftabfluss übers Internet 4.000 Arbeitsplätze im Kärntner Handel kosten – und somit auch 4.000 Einkommen, die wiederum im regionalen Wirtschaftskreislauf fehlen.

Gehen Sie „Heimkaufen“
Mit der Aktion „Heimkaufen“ wolle die Wirtschaft die Bevölkerung auch aufrufen, dass sie stolz sein solle auf ihren Lebensstandort Kärnten und das auch beim (Weihnachts-)Einkauf auch zeigen. Polka: „Unsere Bitte: Lassen Sie Ihr (Weihnachts-)Geld im Land, gehen Sie ,Heimkaufen‘. Wir sollten zwar global denken, aber regional einkaufen! Unseren Arbeitsplätzen und unserer Umwelt zuliebe! Denn ohne Unternehmen gibt es keine regionalen Arbeitsplätze und ohne Arbeit kein Leben in den Dörfern und Regionen.“

Wirtschaftskammer bleibt regional
Die Wirtschaftskammer ist sich ihrer regionalen Verantwortung jedenfalls bewusst, wie Jutta Steinkellner, Leiterin des Servicezentrums und Koordinatorin der WK-Bezirksstellen (Hermagor, Spittal, Villach/Villach Land, Feldkirchen, Klagenfurt/Klagenfurt Land, St. Veit, Völkermarkt, Wolfsberg) versicherte: „Wir sind und bleiben in allen Regionen vertreten, um vor Ort für unsere Unternehmer da zu sein.“ Die regionalen WK-Filialen würden wertvolle Dienste leisten nicht nur bei der Servicierung der dort ansässigen Betriebe und der Interessenvertretung gegenüber Bezirksbehörden und Gemeinden, sondern auch bei der Gründerberatung und als Kommunikationsplattform bei zahlreichen Veranstaltungen.

Foto: WKK/Fitz-Press