Beschleunigte Veränderungen und dringend nötige Tugenden

Krisen wie die Pandemie oder der Krieg in der Ukraine wirken wie Katalysatoren für Aufgaben, die auf die lange Bank geschoben wurden. Das zeigt sich einmal mehr aktuell in unserer öffentlichen Verwaltung. Lange verschlafene Modernisierungen und Prozessoptimierungen müssen schleunigst ganz oben auf die Agenden der zuständigen Damen und Herren!

Zeitliche und situationsbedingte Flexibilität sind gefordert.
Man stelle sich einen Amtstermin per Videochat vor. Geteilte Bildschirme und Dokumente, zeitweise Zuschaltung von ExpertInnen, sofortige Einreichung und Erledigung. Und das Ganze könnte um 18 Uhr stattfinden – wenn der Unternehmerkalender nicht mehr ganz so voll ist.

Und wie sieht die Realität aus? Ich möchte ein aktuelles Beispiel eines Mitgliedsbetriebs erzählen: Zwei Ukrainerinnen möchten in seinem Betrieb arbeiten. Sie haben bereits eine Unterkunft und Kinderbetreuung. Die sogenannte „blaue Karte“, die binnen einer Woche versprochen wurde, lässt 4 bis 6 Wochen auf sich warten. Nach deren Erhalt mussten sie beim AMS eine Arbeitserlaubnis beantragen. Dauer: 6 Werktage, statt dem angekündigten einen Tag. Wer glaubt, jetzt geht es an die Arbeit, der täuscht sich. Denn nun braucht der Arbeitgeber noch die Erlaubnis, die Ukrainerinnen zu beschäftigen. Und eine weitere Woche verstreicht. In Summe sprechen wir also von 6 – 8 Wochen.

Anstatt der praktizierten Salamitaktik braucht die öffentliche Verwaltung dringend eine gehörige Portion zweier klassischer Unternehmertugenden: Innovationskraft und Umsetzungswillen. Infrastruktur, Arbeitszeitmodelle und eine Prozessoptimierung unter Berücksichtigung modernster technologischer Standards müssen jetzt umgesetzt werden. Um dem Auftrag gerecht zu werden, der konstruktive und unterstützende Partner zu sein, den wir alle brauchen.

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