Neue Exportstrategie: Mit dem Schnellboot in die Zwiebelschalen
Trotz Einbußen schafft Kärntens Exportwirtschaft 2019 das drittbeste Ergebnis aller Zeiten. Jetzt wird die Außenwirtschaftsstrategie des Landes an ein Leben mit und nach Corona angepasst.
Europa sucht Alternativen
Sein Rezept: Die seit Jahren laufende Diversifikation fortführen, die Abhängigkeit von einzelnen Märkten reduzieren. Denn die Situation der exportstarken Betriebe wird durch die Corona-Pandemie nicht einfacher, wie Mandl aus eigener Erfahrung weiß: „In 90 Prozent meiner Exportländer kann ich nicht reisen, ich kann nicht montieren und ich komme nur mit Schwierigkeiten wieder zurück.“ Die durch den internationalen Lockdown zerbrochenen Lieferketten, die Staus bei Containern und die Schließung der Häfen öffne aber für viele Unternehmen neue Chancen, ist Mandl überzeugt: „Viele europäische Unternehmen suchen jetzt Alternativen in Europa.“
Wirtschaftsmissionen als „Schnellboote“
Auf diese zielt die neue „Zwiebelschalenstrategie“ ab, mit der man die bestehende Exportoffensive von Wirtschaftskammer und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig für die Corona-Zeit umbauen will. „Derzeit gibt es eine hohe Mobilität von Marktanteilen. Wir konzentrieren uns in den kommenden Monaten auf Märkte, die man mit dem Auto mit einem Tank erreichen kann – also einen Umkreis von etwa 1000 Kilometern“, beschreibt Schuschnig die neue Außenwirtschaftsstrategie Kärntens, übrigens die erste eines österreichischen Bundeslandes. In diesen Nahmärkten werden künftig „Schnellboote“ eingesetzt, also kleinere branchen- und länderbezogene Wirtschaftsmissionen, die mithilfe der Außenwirtschaftszentren vor Ort rasch organisiert werden können und den Teilnehmern wertvolle B2B-Kontakte ermöglichen. Die Geschäftsanbahnung für Incoming-Missionen wird unterstützt und ein digitales Parship-System soll exportinteressierte Firmen aus ganz Europa zusammenbringen. Schuschnig: „Mit dieser Neuaufstellung tunen wir den Wohlstandsmotor Export, um mit Schub aus der Krise zu kommen.“
Überschuss beim Weltmeister
Dafür ist Kärnten laut Meinrad Höfferer, dem Leiter der Außenwirtschaftsabteilung und seit kurzem auch stellvertretenden Direktor der WK Kärnten, in einer ausgezeichneten Position: „Wir haben unsere hohen Exportwerte mit Deutschland halten können, und ich kenne nicht viele Regionen auf der Welt, die mit dem Exportweltmeister einen Überschuss haben.“ Auch die Entwicklung mit Italien und Slowenien (erstmals unter den Top-3-Exportländern) sei erfreulich, stark auch Osteuropa mit Polen und Ungarn. Höfferer: „Ich gratuliere den Kärntner Betrieben, die es in schwierigen Zeiten geschafft haben, bei einem Exportvolumen von fast 7,5 Milliarden Euro für den Wirtschaftsstandort knapp 650 Millionen Euro zu verdienen. Mit der neuen Außenwirtschaftsstrategie passen wir uns optimal an ein Leben mit und nach Corona an.“