Mobilität: Warum Kärnten den Anschluss verpasst
Kärnten ist ein wunderschönes Bundesland. Weite Seen, grüne Täler, hohe Lebensqualität. Aber eines ist Kärnten ganz sicher nicht: gut angebunden. Wer in Kärnten auf den öffentlichen Verkehr angewiesen ist, braucht Geduld, starke Nerven – und oft genug ein eigenes Auto als Plan A und B.
Die Realität: Vielerorts fährt der Bus zweimal am Tag. Wenn überhaupt. Züge kommen nicht im Viertelstundentakt, sondern manchmal gar nicht. Die Preise? Für viele Menschen – ganz besonders für junge – schwer leistbar. Wer heute zwischen Lehre, Studium und erstem Job pendelt, zahlt drauf – mit Geld und mit Lebenszeit.
Willkommen im Mobilitäts-Altbau
Wir sprechen ständig vom Kampf gegen den Fachkräftemangel. Aber was tun wir eigentlich, damit junge Menschen mobil sein können? Ein Lehrling aus dem ländlichen Raum, der keinen Führerschein hat, ist oft chancenlos. Ein Berufseinsteiger ohne Auto ist aufgeschmissen. Und selbst wenn man mit dem Rad zur nächsten Haltestelle will – es fehlt nicht nur an sicheren Radwegen, sondern auch an sinnvollen Mobilitätskonzepten und alternativen Lösungen, die von Bund, Land oder Wirtschaftstreibenden unterstützt werden.
So verliert man junge Talente
Wer Mobilität nicht mitdenkt, verliert den Standortvorteil. Dies bestätigt auch die aktuelle Studie der Jungen Wirtschaft, die zeigt, dass sich junge UnternehmerInnen und Fachkräfte dringend leistungsfähige Verkehrsanbindungen und eine bessere Erreichbarkeit wünschen. Junge Arbeitskräfte wollen flexibel, nachhaltig und unkompliziert unterwegs sein. Sie wollen aufs Auto verzichten und benötigen die Alternativen, damit dies möglich wird. In Kärnten ist genau das nicht der Fall. Statt Zukunft gibt es Stillstand, statt Anbindung gibt es Anschlussverluste.
Und während in anderen Bundesländern eng getaktete Öffi-Netze und moderne Mobilitätskonzepte, wie Car- oder Bikesharing längst Realität sind, debattieren wir in Kärnten über Streckenstilllegungen und Ticketzonen. Wer so plant, plant rückwärts.
Was Kärnten jetzt braucht:
- Ein Umdenken in der Planung: Öffis dürfen kein Lückensystem sein – sie müssen das Rückgrat der regionalen Entwicklung sein
- Ein modernes, flächendeckendes Angebot mit klaren Taktzeiten – nicht nur werktags, sondern auch abends und am Wochenende
- Moderne Konzepte, die sich an jungen Menschen orientieren – Lehrlinge, Studierende, BerufseinsteigerInnen
- Mobilitätsknoten im ländlichen Raum mit Bike-Sharing, Carsharing und E-Infrastruktur
Mobilität ist kein Nice-to-have. Sie ist ein Standortfaktor. Ein Gerechtigkeitsthema. Und letztlich die Voraussetzung dafür, dass Kärnten als Familien-, Lebens- und Arbeitsort attraktiv ist, meint Ihre
Sylvia Gstättner
Direktorin des Kärntner Wirtschaftsbundes


