Zeit der angenehmen Unwahrheit ist vorbei!

Statt Bilanz zu ziehen, zeigt Wirtschaftskammer Präsident Harald Mahrer auf, wo wir jetzt gemeinsam ansetzen müssen!

114.000 offene Stellen im April gemeldet

Für Wirtschaftskammer Präsident Harald Mahrer ist klar, dass die Zeit der angenehmen Unwahrheit vorbei ist und wir uns der unangenehmen Wahrheit stellen müssen. „Im April hatte das AMS 114.000 gemeldete offene Stellen. Wir gehen aber von 200.000 nicht besetzten Arbeitsplätzen aus. Und diese Lücke wird mit dem demografischen Wandel noch größer“, umreißt Mahrer die aktuelle Situation. Die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung ist für ihn kontraproduktiv. „Unser Wohlfahrtsmodell beruht auf einem gemeinschaftlich finanzierten Sozialsystem, man darf hier keine Trittbrettfahrer zulassen“, meint Mahrer. Wenn das Wohlstandsniveau erhalten bleiben soll, müssen jetzt alle anpacken.

Anreize für Leistung setzen

Anreize für Leistung müssen gesetzt werden, etwa durch die Steuerbefreiung von Überstunden. Wer über das gesetzliche Pensionsalter arbeiten will, darf dafür nicht steuerlich bestraft werden. Die Wirtschaft braucht auch mehr Vollzeitbeschäftigung, dafür muss bei der Kinderbetreuung ganzheitlich und ohne Scheuklappen gedacht werden.

Keine Festung Österreich

Für Mahrer ist auch die „Festung Österreich“ die eine Partei errichten möchte, ein Dorn im Auge. „Österreich ist ein exportorientiertes Bundesland, wir leben vom Tourismus und brauchen für die aktuellen Herausforderungen gezielte und qualifizierte Zuwanderung“. Auch WB-Kärnten-Obmann Präsident Jürgen Mandl schlägt in die gleiche Kerbe: „Um unser Arbeitskräfteproblem zu lösen, begeben wir uns in Kärnten erstmals auf gezielte und professionelle Suche nach Fachkräften innerhalb der EU und in Drittstaaten. Aktuell werden 50 bis 100 Pflegekräfte gesucht.“ Aber die Augen werden für alle Branchen offen gehalten.

Inflation ist keine Gierflation

Dass den Unternehmen jetzt auch noch unterstellt wird, Treiber der Inflation zu sein, ist für Mahrer unverschämt. „Gerade Klein- und Mittelbetriebe leiden enorm unter der hohen Inflation. Was wir brauchen ist jetzt ein Agieren mit Hausverstand. Wir können uns keine überzogenen Lohnabschlüsse mehr leisten“. Dass die Inflation in Österreich über dem Europaschnitt liegt, ist für Mahrer auch ein bisschen hausgemacht. Leider habe die Regierung die Rufe der Sozialpartner ignoriert und nicht in die Preisbildung am Strommarkt eingegriffen.

Fotocredit: Marek Knopp