Wirtschaftsparlament stand im Zeichen der Energiewende

Der Umstieg auf erneuerbare Energieträger und Maßnahmen gegen den Mitarbeitermangel standen im Mittelpunkt der Herbstsession des Kärntner Wirtschaftsparlaments.

Wie Landesgruppenobmann Jürgen Mandl in seiner einleitenden Rede betonte, seien die Kärntner Betriebe vor dem nahenden Winter mit ungewohnten Fragen konfrontiert: Würden Gas und Strom ausreichen, um Produktionsausfälle oder gar einen Blackout zu vermeiden? Auch die Energiekosten seien eine ernste Herausforderung, mahnte Mandl: „Wenn wir nicht zu wettbewerbsfähigen Preise produzieren können, dann ist Feuer am Dach!“

Während sich allerdings für manche Maßnahmen 28 EU-Mitgliedsstaaten einigen müssten, seien viele Kärntner Hemmnisse hausgemacht, übte Mandl neuerlich harte Kritik an den Verantwortlichen der Landespolitik: „Wir werden kontinuierlich beeinträchtigt von Entscheidungen, die den Umstieg auf erneuerbare Energieträger erschweren oder gänzlich verhindern. Wir müssen Machbares auch zulassen!“ Mandl warnte davor, den Bogen der Leidensfähigkeit der Wirtschaft zu überspannen: „Wenn das so weitergeht, dann verschlafen wir die Energiewende und verlieren unsere Wettbewerbsfähigkeit. Und Unternehmen, die einmal weg sind, kommen nicht wieder.“

Die Wirtschaftskammer weise seit Monaten in der Öffentlichkeit auf diese gefährliche Situation hin. Konkret nannte Mandl Industriespartenobmann Michael Velmeden, der aufgezeigt habe, dass Österreich den EU-Rahmen für mögliche Hilfen nicht voll ausschöpfe und damit Wettbewerbsnachteile beispielsweise gegenüber Deutschland schaffe. Der Handel mit Spartenobmann Raimund Haberl habe auf die Probleme auch bei den Lebensmittelnahversorgern hingewiesen, die sogar bis zu einer Schwächung des ländlichen Raums führen könnten. Gewerbe- und Handwerksspartenobmann Klaus Kronlechner habe die vielfältigen Herausforderungen durch Strompreise, Inflation und Arbeitskräftemangel thematisiert und vor den Folgen der spürbaren Zurückhaltung öffentlicher als auch privater Auftraggeber für die Bauwirtschaft gewarnt.

Auch Tourismusspartenobmann Josef Petritsch habe intensiv auf die schwierige Ausgangssituation für die kommende Wintersaison hingewiesen. So würden die Kärntner Seilbahnen jetzt schon über die nötige Infrastruktur am Berg verfügen, um mit vergleichsweise geringen Eingriffen in die Natur mit der Errichtung von Windkraft- und Photovoltaikanlagen zu regionalen Stromversorgern zu werden für ihre eigenen Anlagen, aber auch für die gesamte Gastronomie und Hotellerie am Berg. Mandl: „Wir haben die Konzepte und Projekte für die Energiewende, nur muss sie uns auch umsetzen lassen.“

Zweites Hauptanliegen Mandls ist die nach wie vor angespannte Situation bei den Mitarbeitern in allen Branchen: „Wir müssen über Themen wie die qualifizierte Zuwanderung reden!“ Der Präsident zeigte sich vor dem Präsidium mit den Vizepräsidenten Astrid Legner, Otmar Petschnig, Alfred Trey, Günter Burger und WK-Direktor Meinrad Höfferer sowie den rund 60 Wirtschaftsdelegierten optimistisch, dass eine geringere Besteuerung von Überstunden als Anreiz für Leistungswillige gelingen könne, ebenso eine steuerliche Entlastung für Pensionisten, die bereit seien, ihre wertvolle Erfahrung weiterhin einzubringen. Auch die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ein nach wie vor ungelöstes Thema, kritisierte Mandl: „Es muss uns gelingen, wieder mehr Frauen in Ganztagsjobs zu bekommen, dazu braucht es die entsprechenden Betreuungsmöglichkeiten.“

Als einen der Schuldigen an der aktuellen Mangellage machte Mandl das „Unwort Work-Life-Balance“ fest, diesem Thema dürften sich Politik, Gesellschaft, aber auch die Wirtschaft nicht entziehen: „Wir und unsere Vorgänger — und da spreche ich nicht nur von Unternehmerinnen und Unternehmern — haben uns den heutigen Wohlstand hart erarbeitet. Dabei geht es auch um Leistungsbereitschaft, manchmal auch am Abend oder am Wochenende. Wenn wir dieser unbequemen Diskussion am Wirtshaustisch und in der Öffentlichkeit weiter ausweichen, setzen wir leichtfertig alles aufs Spiel.“

Am Rande der Parlamentssitzung wurde der hohe Landesbeamte Albert Kreiner für seine 22-jährige Tätigkeit als Vorsitzender der Hauptwahlkommission der Wirtschaftskammer Kärnten mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet. Wie Kreiner betonte, seien in dieser Zeit alle Wirtschaftskammerwahlen transparent, fair und demokratisch abgewickelt worden: „Andere reden von Basisdemokratie, in der Wirtschaftskammer wird sie gelebt!“

Der Budgetvoranschlag der WK Kärnten für das Jahr 2023 umfasst Einnahmen und Ausgaben von rund 32 Mio. Euro und wurde einstimmig beschlossen.