Trend zur Teilzeit
Aussage von Bundesminister Kocher zeigt riesiges Problem auf!
Ein kleiner Nebensatz von Bundesminister Martin Kocher ließ diese Woche die Wogen hochgehen. Die Kürzung von Sozialleistungen für Teilzeitangestellte wurde reflexartig als frontaler Angriff gegen Frauen und Familien ausgelegt. Der Koalitionspartner schwamm mit der Welle der Entrüstung. Ohne richtig zuzuhören, geschweige denn darüber nachzudenken, welche Konsequenzen Teilzeitarbeit auf die Erwerbstätigen, unsere Gesellschaft und unser Sozialsystem haben. Fakt ist: Noch nie war der Anteil an Teilzeitbeschäftigten in Österreich so hoch. Es sind keineswegs nur die (Jung-)Mütter, sondern auch Männer – jeder zehnte Mann arbeitet unter 36 Wochenstunden – und nahezu jede zweite Frau ohne Kinderbetreuungspflichten arbeitet Teilzeit oder gar nicht. „Was wir brauchen ist ein Ende der schwarz/weiß Malerei. Ja, es gibt viele höchstpersönliche Gründe warum jemand in Teilzeit arbeitet, aber die sind nun mal höchstpersönlich. Nur in den seltensten Fällen ist es gerechtfertigt, dass die Gesellschaft dafür die Kosten übernimmt. „Wir müssen ein System schaffen, in dem es attraktiver ist, Vollzeit zu arbeiten“, erklärt WB-Direktorin Sylvia Gstättner. Stellschrauben würde es dafür viele geben. Es wird Zeit, dass wir daran drehen. „Wir müssen uns im Klaren sein, dass unser Generationenvertrag unmittelbar vor dem Scheitern steht. Unser Sozialsystem mit seinem überaus hohen Standard funktioniert nur, wenn alle ihren Beitrag leisten – egal, welchen Geschlechts und Alters“, regt Gstättner zu einem faktenbasierten Nachdenken an.