KIKK: Wachstumssieger Kärnten mit guten Aussichten
Bei der Kärntner Investitions- & Konjunkturkonferenz der Wirtschaftskammer blickten Wirtschaft und Landespolitik in die – vielversprechende – Zukunft. Das beschworene Erfolgsrezept: Gemeinsamkeit – und 100 Millionen öffentliche Investitionen.
Vor Weihnachten hat die Wirtschaft nicht nur im Handel Hochsaison: Gestern kürte die Statistik Austria Kärnten nach 2017 auch für das vergangene Jahr zum österreichischen Wachstumssieger, heute warfen die Branchenvertreter der Wirtschaftskammer gemeinsam mit der Landespolitik einen Blick in das Jahr 2020: Zum zwölften Mal informierten die Spartenobleute in einem Kompaktformat Vertreter von Landesregierung und Landtag über die aktuelle Situation und künftige Herausforderungen für ihre Mitgliedsbetriebe. Grundlage ist das Wirtschaftsbarometer, mit dem die WKÖ alljährlich in allen Bundesländern die Erwartungen ihrer Mitgliedsbetriebe für die kommenden zwölf Monate abfragt: Die Stimmung der Kärntner Wirtschaft ist positiv, drei Viertel der Unternehmen erwarten eine konstante oder sogar positive Entwicklung bei den Umsätzen.
Das ist umso bemerkenswerter, weil die Umfeldverhältnisse nicht besonders rosig sind, wie Christoph Schneider, Leiter der Abteilung Wirtschaftspolitik der WKÖ, beim KIKK analysierte: „Die Risiken sind weltweit herausfordernd, aber Kärnten hebt sich von dieser Tendenz ab.“ Die gute Grundstimmung in Kärnten sei ein Impuls für ganz Österreich und habe positive Auswirkungen auf Investitionen und Beschäftigung, denn über 80 Prozent der Kärntner Betriebe wollen das hohe Investitionsniveau des laufenden Jahres halten. Auch die Exporteure sind zuversichtlich: Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen geht von konstanten Exportumsätzen aus, ein knappes Drittel erwartet sogar Steigerungen. Etwas weniger optimistisch sehen die Kärntner Betriebe den Standort Österreich: die Hälfte erwartet gleichbleibende Bedingungen, 20 Prozent rechnen mit Verbesserungen in den kommenden fünf Jahren, immerhin 30 Prozent befürchten Verschlechterungen. Die bedeutendsten Großinvestitionen sind aus Sicht der Kärntner Wirtschaft die Fertigstellung der Koralmbahn (62%), das neue Chipwerk von Infineon (55%) und der Ausbau des Flughafens Klagenfurt (45%).
Ein durchwegs zuversichtlicher Blick ins neue Jahr, den auch Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl teilt: „In Summe können wir mit einem Wachstum zwischen 1,4 und 1,6 Prozent rechnen, das Miteinander von Wirtschaft und Landespolitik – denken wir an die Exportförderung oder die Initiativen zur Entbürokratisierung – macht sich bezahlt.“ Diese gemeinsame Anstrengung müsse nun fortgesetzt werden, um an die „außerordentlichen Leistungen“ der Jahre 2017 und 2018 anzuknüpfen, in denen Kärnten jeweils das höchste Wirtschaftswachstum aller Bundesländer verbuchen konnte.
Ein Weihnachtswunsch, der bei LHStv. Gaby Schaunig auf offene Ohren trifft: Um die positive Entwicklung zu unterstützen, will die Finanzlandesrätin 100 Millionen Euro in den kommenden drei Jahren in die Hand nehmen, um die Infrastruktur zu verbessern, den öffentlichen Verkehr auszubauen und Forschung & Entwicklung zu fördern. Die guten Daten führt sie unter anderem auf den „engen Schulterschluss mit den Sozialpartnern“ zurück. Für die aktuellen Megatrends sei Kärnten gut aufgestellt, ist Schaunig überzeugt: Die starke Kärntner Mikroelektronikbranche sei eine Grundvoraussetzung für die Digitalisierung, das Land sei Vorreiter in der Nachhaltigkeit und beim erneuerbaren Rohstoff Holz. Deshalb teilt sie die unternehmerische Zuversicht: „Wir sind ganz stark in Themenfeldern mit hohem Zukunftspotential unterwegs. Kärnten ist ein toller Ort mit Lebensqualität, mit innovativen Unternehmen, mit einer perfekten Work-Life-Balance – und das sind die Themen, die junge Menschen heute beschäftigen.“
Auch Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig warnte davor, sich auf den guten Zahlen auszuruhen, im Gegenteil: „Jetzt müssen wir den Rückenwind nutzen und als Team agieren.“ Die nächste Stufe der Entbürokratisierung zündet er 2020, wenn die rund 300 Maßnahmen der Initiative „Kärnten unternehmensfreundlich“ in die Tat umgesetzt werden. Beim wichtigen Thema Fachkräftemangel würden auch die Faktoren Mobilität und öffentlicher Verkehr eine große Rolle spielen, ist Schuschnig überzeugt: „Hier ist die Erwartungshaltung der Unternehmer, aber auch der Mitarbeiter eine ganz andere als vor 20 Jahren, dafür werden wir mehr Mittel brauchen.“ Und wenn 2026 die Koralmbahn ihren Betrieb aufnehme, müsse Kärnten heute beginnen, seine Hausaufgaben zu erledigen, etwa durch Investitionen in die Logistikstandorte Villach-Fürnitz und Kühnsdorf oder die Zentralraumtrasse entlang des Wörthersees, die in den Rahmenplan des Infrastrukturministeriums aufgenommen werden müsse.
Fotos: WKK/Fritz-Press