Jürgen Mandl fordert für die Kärntner Wirtschaft eine klare Energiestrategie!

Die viel zitierte „Green Economy“ ist in der Kärntner Wirtschaft lange kein Fremdwort mehr! Schon heute sind viele heimische Betriebe bei green innovations bestens aufgestellt und nehmen ihre Verantwortung für die Umwelt aktiv wahr: Allein die Kärntner Industrie hat ihre Treibhausgasemissionen seit 2005 um 20 Prozent gesenkt. Der „Stern des Südens“ ist sowohl Österreich-Vorreiter beim „Umweltumsatz“, als auch beim Anteil erneuerbarer Energie. Nun fordert die Wirtschaft auch die Politik auf, endlich zu reagieren: Erwartet wird eine klare Energiestrategie!

Die innovative und traditionell umweltbewusste Wirtschaft in Kärnten zeigt eine starke Bereitschaft, Ökonomie und Ökologie als Symbiose und nicht als Gegensatz zu verstehen: Viele heimische Betriebe sind heute schon bei green innovations bestens aufgestellt, in manchen Nischen sogar Weltmarkführer. Wirtschaftsbund-Obmann Jürgen Mandl: „Wir sehen einer weiteren Ökologisierung der Wirtschaft auch unter dem Eindruck der aktuellen Klimaschutzdebatte durchaus positiv entgegen.“

Hitze im Sommer, Schneemangel im Winter, Starkniederschläge und Katastrophenereignisse mit Millionenschäden an den Gebäuden, der Infrastruktur und in der Forst- und Landwirtschaft sind sichtbare Folgeerscheinungen eines globalen Versagens in der Klimapolitik. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus aus Sicht der Kärntner Wirtschaft? Welche Maßnahmen sind notwendig, um Klimaanpassung und Klimaschutz in Kärnten ökologisch, sozial und ökonomisch ausgewogen zu meistern?

Die Kärntner Wirtschaft hat diese Zeichen rechtzeitig erkannt: Denn das hohe Bewusstsein für die Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes habe hierzulande nicht erst mit den aktuellen Protestbewegungen begonnen, sondern bereits vor eineinhalb Jahrzehnten: Kärnten hat seine Treibhausgas-Emissionen seit 2005 um 18 Prozent gesenkt.
Für Jürgen Mandl ist klar: „Vom Land Kärnten, das zuletzt hinsichtlich des Ausbaus von Wasser- und Windkraft irritierende Signale abgegeben hat, erwarten wir uns eine klare Energiestrategie.“

Kärnten ist Vorreiter
Das schlägt sich übrigens auch österreichweit nieder: Kärnten ist Umweltvorreiter in Österreich und hat mit 17,1 % des Bruttoregionalprodukts den höchsten Umweltumsatz (Umweltschutzaktivitäten und Ressourcenmanagement) aller österreichischen Bundesländer. Das hat wohl auch mit den ca. 15.000 Mitarbeitern zu tun, die in Kärntens Betrieben mit Umweltschutzaufgaben betraut sind. Österreicher Spitzenreiter ist Kärnten auch beim Anteil der erneuerbaren Energieträger: Er steigt in Kärnten kontinuierlich an und erreicht 55,4 Prozent am energetischen Endverbrauch (2016).

Kärnten kanns
Wie Christoph Aste, Energieexperte und Fachgruppenobmann der Kärntner Ingenieurbüros, erklärt, gibt es in Kärnten eine weit überdurchschnittliche Dichte von Unternehmen, die in vielen Umweltschutztechnologien weltweit eine besondere Rolle einnehmen. Dazu gehören (um nur einige Beispiele zu nennen):

• GreenOneTec: Weltmarktführer bei Solarthermie
• Energetica, Kioto: größte PV Solarmodul-Produktion in Europa
• Kohlbach, Urbas und Agro: führend in der Biomasseverbrennung
• Infineon: Hochleistungschips für Energiemanagement
• EFG (Turbinenbau) und Amiblu (früher Hobas, Rohrproduktion/Leitungsbau) im Spitzenfeld für (Klein-)Wasserkraft
• Austroflex: Produktion von Nahwärmeleitungen

Aste: „Kärntens Betriebe bieten Umweltservice auf höchstem Niveau: Sie planen und bauen Anlagen für erneuerbare Energie, installieren und warten modernste effiziente Heizanlagen, entsorgen täglich Müll und Abwasser und sind Weltmeister beim Recyceln und Wiederverwerten von Rohstoffen.“ Dazu komme einigen Unternehmen eine besondere Rolle zu: Sie beheizen ganze Städte, wie zum Beispiel Funder (St. Veit/Glan), Mondi (Frantschach und Wolfsberg), Müllverbrennung KRV (Arnoldstein und Villach), Regionalwärme (Klagenfurt, Feldkirchen, Maria Rain, Krumpendorf).

Viele Kärntner Hausaufgaben
Trotz dieser positiven Ausgangslage sind die künftigen Herausforderungen gewaltig! Es drohen erhebliche Strafzahlungen, wenn Österreich seine Klima- und Energieziele bis 2030 verfehlt. „Um den jüngeren Generationen keine neuen Zahlungen aufzubürden, muss Österreich rasch geeignete Klimamaßnahmen setzen und noch deutlichere Signale zur fokussierten Entwicklung von Zukunftstechnologien setzen“, mahnt Aste. Auch in Kärnten müssten dringend die Hausaufgaben erledigt werden. Dazu zählt die Verdoppelung der Gebäudesanierungsraten, neue Fernwärmeanschlüsse, tausende neue Holzzentralheizungen und thermische Solaranlagen, der vermehrte Einsatz von Wärmepumpen zur Raumheizung, die weitere Steigerung der Energieeffizienz in Betrieben steigern und die verstärkte Einführung von Fernkühlung.
Aste: „Man muss erkennen, dass der Klimawandel und damit verbunden der sprunghafte Anstieg von Klimageräten bereits die Stromhauptlast vom Winter auf den Sommer drehen. Hier muss auch baulich Vorsorge getroffen werden!“

Öffentlichen Verkehr verbessern
Dazu kommt der Verkehr als einer der Hauptverursacher des Klimawandels. Laut Aste führe kein Weg daran vorbei, den öffentlichen Personenverkehr und den Anteil des Rad- und Fußgängerverkehrs deutlich zu erhöhen. Das setze allerdings den entschlossenen Ausbau und die Angebotsverbesserung des öffentlichen Verkehrs voraus. Die Chance der Koralmbahn will Aste nutzen: „Werden Fürnitz und Kühnsdorf zu starken Logistikstandorten ausgebaut, kann damit eine starke Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene erreicht werden.“

Energieausbau ermöglichen
Die Energiewende weg von fossilen hin zu erneuerbaren Energieträgern würde allerdings unweigerlich zu einer Steigerung des Stromverbrauchs führen, ist Aste überzeugt. Die „Mission 2030“ („Die österreichische Klima- und Energiestrategie“) sieht vor, dass bis dahin der österreichische Stromverbrauch aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden soll. Aste: „Um das zu erreichen, bedarf es eines umfangreichen Investitionsprogramms für neue ‚Erneuerbare‘. Leider fehlt es in der Bevölkerung und auch in der Politik an der nötigen Akzeptanz für Windkraft, Photovoltaik, neue Wasserkraftwerke und auch für den Stromnetzausbau. Und ohne die wird die Wende nicht gelingen.“

Der Experte rät daher dringend zur Festlegung von Standorträumen für Windkraftanlagen und zur öffentlichen Unterstützung bei der Umsetzung, ebenso zur Definition klarer Standortkriterien für Photovoltaikanlagen und zur Erarbeitung eines Ausbau- und Modernisierungsprogramm für Kleinwasserkraftwerke.

Breitband: Bitte warten
In diesem Zusammenhang wird Präsident Mandl aber auch nicht müde, auf eine weitere, dringend notwendige Maßnahme hinzuweisen:
Eine wesentliche Basis-Infrastruktur für viele klimarelevante Maßnahmen – zum Beispiel in der Mobilität – ist künftig die 5G-Technologie im Mobilfunk. Sie setzt schnelles Glasfaser-Internet voraus, dessen Ausbau in Kärnten nach wie vor schleppend vorangeht. Schon jetzt sind viele Betriebe vor allem abseits des Zentralraums verärgert über geringe Anbindungskapazitäten, die beispielsweise in der Hotellerie zu einem langsamen Gäste-WLAN und oft zu negativen Kritiken auf den wichtigen Bewertungsportalen führen. Martin Zandonella (Net4You), Internet-Unternehmer der ersten Stunde und Obmann der Sparte Information und Consulting, möchte nun die Aktivitäten des Landes und der Gemeinden tatkräftig unterstützen: „Wir werden in den kommenden Wochen in einer großen Umfrage bei unseren Mitgliedern die aktuelle Situation bei der Internet-Infrastruktur erheben und diese Daten dann in der Folge auch dem Land zur Verfügung stellen. Damit wollen wir einen Beitrag zu einem rascheren Ausbau leisten, denn was früher die Elektrifizierung und die Einleitung des Telefons waren, ist heute Glasfaser-Internet.“