Gewerkschaft Kärnten setzt auf Stimmungsmache statt sachlicher Arbeit

Kärntens Gastronomen nehmen die Sorgen ihrer Mitarbeiter ernst. Die Vertreter der Gewerkschaft offenbar nicht: Statt sachlicher Arbeit wird mit nicht repräsentativen Umfrageergebnissen Stimmung gemacht!

Es ist nicht die erste Umfrage der Arbeiterkammer Oberösterreich, die am Wochenende für Erstaunen sorgte. Laut einer aktuellen Umfrage sei die Jobzufriedenheit von Tourismusmitarbeitern gesunken. Erstaunlich ist einerseits, dass die Befragung von 0,0006 Prozent (!) der österreichischen Tourismusmitarbeiter als repräsentativ präsentiert wurde. Noch erstaunlicher ist aber, dass die Kärntner Gewerkschaft auf dieses Thema aufgesprungen ist und die oberösterreichischen Zahlen offenbar als Kärntner Ergebnisse präsentierte.

„Wir waren bisher der Meinung, in gutem Austausch mit der Gewerkschaft in Kärnten zu stehen. Der politische Druck scheint aber so groß zu sein, dass nun auch die Kärntner Gewerkschafter wieder in alte Rollenmuster fallen. Statt sachlicher Arbeit und konstruktiven Gesprächen wird nun wieder das Bild des ‚bösen Unternehmers‘ aus der Schublade gezogen“, schüttelt Stefan Sternad, Obmann der WK-Fachgruppe Gastronomie den Kopf. Dazu passe auch der Titel, unter dem die Kärntner Gewerkschaft die fragwürdigen Umfrageergebnisse präsentierte: „Hey Chef, du nervst!“. Sternad: „Als Unternehmer fehlen einem die Worte. Die Gewerkschaft sollte sich die Frage stellen, ob sie mit einer solchen Einstellung noch die Interessen ihrer Mitglieder vertritt und ob sie bereit für die Herausforderungen der Zukunft ist. Was wir brauchen, ist – mehr denn je – ein Miteinander, kein Gegeneinander.“

Anstatt gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, verweigere die Gewerkschaft bereits seit Jahresanfang konstruktive Gespräche. Dabei gebe es viel zu tun, so Sternad: „Wir kennen unsere Hausaufgaben – und nehmen sie ernst. Jeder einzelne Mitarbeiter ist uns wichtig, deshalb arbeiten wir auch mit Hochdruck an noch besseren Rahmenbedingungen.“ Klar sei aber auch, dass man gewisse Themen ohne Unterstützung der Politik nicht bewältigen werde können. „Das sieht man sehr gut am Beispiel der Mitarbeiterunterkünfte: Natürlich brauchen wir sehr gute Unterkünfte für unsere Mitarbeiter, das ist auch eine Frage der Wertschätzung. Damit sind aber hohe Investitionen verbunden – und dafür wären hohe Fördersummen notwendig, die uns derzeit aber fehlen. Die Gewerkschaft weiß das, ist aber offenbar nicht dazu bereit, sich für die Anliegen der Branche einzusetzen. Dabei sollten wir auf einer Seite kämpfen – und nicht gegeneinander!“

Das Ziel der Fachgruppe Gastronomie ist es, die Arbeit im Tourismus noch attraktiver zu gestalten und dessen Image weiter zu verbessern. So wird bereits seit drei Jahren – gemeinsam mit dem AMS Kärnten – die Tourismus-Jobbörse mit großem Erfolg durchgeführt. Auch die positiven Kärntner Lehrlingszahlen zeigen, wie engagiert die Kärntner Wirte und Hoteliers sind. „Natürlich ist unsere Branche, wie jede Dienstleistungsbranche, arbeitsintensiv. Das müssen wir auch so kommunizieren. Unser Ziel ist es nicht, irgendwelche Traumwelten zu schaffen, indem wir sagen, die Arbeit im Tourismus wäre nicht mit Herausforderungen verbunden. Aber gleichzeitig ist es auch eine Arbeit mit Standortgarantie und sehr guten Karrierechancen“, sagt Sternad.

Der Fachgruppenobmann hofft, dass die Gewerkschaft künftig wieder auf den Weg der fachlichen und sachlichen Arbeit zurückfinden wird, um Rahmenbedingungen ernsthaft weiter zu verbessern. „Unser Ziel ist es, für beide Seiten, also Arbeitgeber und Arbeitnehmer, eine noch größere Win-Win-Situation zu schaffen und die Arbeit im Tourismus noch attraktiver zu gestalten.“ Stattdessen eine ganze Branche mit ihrer Umfrage zu diskreditieren, hält Stefan Sternad für bedenklich: „Das ist eine Form der Sozialpartnerschaft, wie sie vielleicht vor 30 Jahren üblich war, aber für die es heute keinen Platz mehr gibt: Schimpfen auf die anderen und schlechte Stimmung verbreiten, das bringt niemandem etwas.“

Foto: WKK/Martin Steinthaler