Alpe Adria

Alpen-Adria: Ein Lebensraum wächst zusammen

Neun Millionen Menschen, vier Sprachen, ein Ziel: Eine Gemeinschaftsinitiative der Wirtschaftskammern des Alpen-Adria-Raums setzt für die Schaffung einer EU-Makroregion ein. Dabei hilft die Neuaufstellung der EU – und ein aktueller Business-Knigge.

Die Wirtschafts-, Handels-, Industrie- und Handwerkskammern aus Kärnten, der Steiermark, Slowenien, Friaul-Julisch Venetien, dem Veneto, Istrien und Primorje-Gorski Kotar haben sich zum „New Alpe Adria Network of Chambers“ zusammengeschlossen, um gemeinsam die Entwicklung des Lebens- und Wirtschaftsraums zwischen Alpen und Adria voranzutreiben. Kärntens WK-Präsident Jürgen Mandl und derzeit Vorsitzender des Kammernetzwerks unterstrich heute bei einem Pressegespräch in Klagenfurt die Gunst der Stunde: „Seit Jahren treiben wir die wirtschaftliche Zusammenarbeit voran. Jetzt gibt es eine neue EU-Kommission und einen neuen Budgetrahmen, in dem wir die Makroregion Alpen-Adria fest verankern wollen, ähnlich wie den Donauraum oder die Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.“

Eigenes Budget für Dreiländerprojekte
Dahinter steckt der Wunsch, die bisher aus Sicht der EU nur bilateral mögliche Unterstützung gemeinsamer Projekte auf drei Partner auszudehnen. Mandl: „In der jetzigen Fassung ist nicht einmal ein Drei-Länder-Radweg umsetzbar.“ Bei den EU-Parlamentariern der teilnehmenden Regionen sowie in zwei konkreten Vorlagen an das neue EU-Parlament sei die Initiative schon fest verankert. Auch Meinrad Höfferer, Leiter Außenwirtschaft und EU der WK Kärnten, ist optimistisch: „Wenn es tatsächlich einen österreichischen Budgetkommissar geben sollte, sind wir auf einem guten Weg.“

Alpen-Adria-Lehrlinge sind am Start
Das Zusammenwachsen des Lebensraumes beginnt für Mandl schon bei der Ausbildung: „Die Sprache ist dafür eine Grundvoraussetzung:“ Deshalb werden – nach jahrelangen, auch juristisch komplexen Vorbereitungsarbeiten – noch im September die ersten sieben Kärntner „Alpen-Adria-Lehrlinge“ ihre Ausbildung in Italien beginnen. Denn für Schüler und Studenten stehen viele Austauschmöglichkeiten zur Verfügung – Stichwort: Erasmus-Programm -, für Lehrlinge nicht. Höfferer: „Ein Lehrling muss vom Staat offiziell entsendet werden, damit Unterbringung und Aufenthalt aus EU-Mitteln gefördert werden kann.“ Die wechselseitige Ausbildung von Lehrlingen ist dabei nicht nur eine nette Geste, unterstreicht Höfferer: „Alpen-Adria ist mehr als ein Genussraum, es ist ein Wirtschaftsraum von enormer Bedeutung. Kärnten exportiert nach Italien Waren im Wert von 840 Millionen Euro im Jahr, nach Slowenien 360 Millionen. Und Kooperation ist neben der Digitalisierung eines der wichtigsten Zukunftsthemen.“

Guter Stil auf Reisen und im Geschäftsleben
Neben Zahlen, Daten und Fakten und gegenseitigem Verständnis – das bei der Sprache beginnt – geht es bei der Zusammenarbeit über kulturelle Grenzen aber darum, sich auf dem vermeintlich nahen, aber doch oft unerwartet andersartigen Parkett ohne Peinlichkeiten bewegen zu können. Dazu leistet die aktuelle Ausgabe des „Alpen-Adria-Knigge“ einen wertvollen Beitrag, den Maria Th. Radinger vorstellte. Die Tourismusberaterin und Expertin für Business-Etikette hat die Besonderheiten des Geschäftslebens in Österreich, Slowenien und Südtirol zusammengefasst, Co-Autorin ist die Reisebloggerin Anita Arneitz. Karl Hren, Direktor des Verlags Hermagoras, hob auch die geschichtliche Vergangenheit hervor: „Im September 1919 ist diese Region nach dem Vertrag von St. Germain nach Jahrhunderten der Zusammengehörigkeit zerfallen. Bei aller nach wie vor gegebenen Ähnlichkeit gibt es aber auch Unterschiede, auf die man im Umgang miteinander Wert legen sollte.“ WK-Präsident Mandl ergänzte schmunzelnd: „Ich bin jetzt seit 30 Jahren im Export tätig. Wenn ich einen solchen Ratgeber früher gelesen hätte, wäre mir der eine oder andere Fauxpas erspart geblieben.“

Foto: WKK/Fritzpress