Interview der Woche

In der aktuellen Ausgabe der „Kärntner WOCHE“ spricht Autor Peter Michael Kowal mit unserem Wirtschaftsbundobmann Präsident Jürgen Mandl und Wirtschaftslandesrat Sebastian Schuschnig über aktuelle Entwicklungen in der Kärntner Wirtschaft:

 

Wirtschaftsreferent und Präsident im Interview: Sebastian Schuschnig (ÖVP-Landesrat) und Jürgen Mandl (Wirtschaftskammer) über erste Erfolge der Initiative „Kärnten unternehmensfreundlich“.

WOCHE: Am heutigen Dienstag findet der erste Wirtschaftskonvent des Landes Kärnten statt. Was dürfen sich die Wirtschaftstreibenden davon erwarten?
LANDESRAT SEBASTIAN SCHUSCHNIG: Wir zeigen Visionen, Perspektiven und Innovationen für den Wirtschaftsstandort Kärnten im Jahr 2030 auf. Die Dinge, die wir tun, machen wir nicht zum Selbstzweck. Wir wollen alle Unternehmer bestmöglich mitnehmen. Warum setzen wir auf Entbürokratisierung? Warum setzen wir auf Rahmenbedingungen für Unternehmer? Das wollen wir veranschaulichen.
WIRTSCHAFTSKAMMER-PRÄSIDENT JÜRGEN MANDL: Wir haben viel Vorarbeit geleistet, waren im Rahmen der Initiative „Kärnten unternehmensfreundlich“ in allen Bezirken Kärntens unterwegs und kennen die Probleme der Unternehmer. Jetzt geht es darum, Lösungswege aufzuzeigen.

Stichwort „Kärnten unternehmensfreundlich“. Welche Ideen sind bisher zur Umsetzung gelangt?
SCHUSCHNIG:
Wir haben mehrere hundert Rückmeldungen bekommen. Das zeichnet ein gewisses Sittenbild der vergangenen Jahre und Jahrzehnte. Es war nicht das Ansinnen dieser Tour, Applaus zu kriegen. Wir wollten herauskitzeln, wo der Schuh drückt, wo die tatsächlichen Problemstellungen sind und wo wir mit besseren Rahmenbedingungen die perfekte Wirtschaftsförderung betreiben können. Was wir bereits mit Jahresanfang umgesetzt haben, ist das digitale Verfahrensfeedback zu Betriebsanlage-Verfahren.

Wie funktioniert dieses Projekt konkret?
SCHUSCHNIG:
Unternehmer haben in Österreich erstmals die Möglichkeit, während oder nach einem Verwaltungsverfahren digital ein Feedback darüber abzugeben, wie das Verfahren vonstattengeht oder gegangen ist. Ich sehe diese Service-Einrichtung als Pilotprojekt. Nach einem Jahr entscheiden wir, ob wir es weiter ausrollen.
MANDL: Jedem von uns passieren jeden Tag Fehler. Wenn uns niemand darauf hinweist, können wir uns nicht weiterentwickeln. Dieses Projekt ist ein Beginn unter dem Motto „Learning by Doing“, das ständig zu adaptieren sein wird.

Was passiert mit den gesammelten Anregungen?
SCHUSCHNIG:
Wir haben die Themen in kurz-, mittel- und langfristige Maßnahmen „geclustert“. Wir werden, wie im Rahmen der Koalitionsverhandlungen, auch nach Wien fahren, um Themen, die auf Bundesebene angesiedelt sind, entsprechend einzuhängen. Dafür werde ich auch die Wirtschaftsreferenten-Konferenz nutzen.

Wie erfolgreich ist die neu installierte Wirtschaftsombudsstelle des Landes Kärnten?
MANDL:
Wir haben mit der neuen Wirtschaftsombudsstelle, die seit einem halben Jahr tätig ist, eine einzigartige Anlaufstelle in Österreich. Hier helfen erfahrene Leute aus der Praxis mit juristischer Unterstützung des Landes Unternehmern, die zum Beispiel mit ihren Anträgen nicht weiterkommen. Ich halte die Wirtschaftsombudsstelle, die hervorragend besetzt ist, für einen wesentlichen Baustein.
SCHUSCHNIG: Der Erfolg ist auch messbar: Wir reden von Projekten in Millionenhöhe, die auf Grund der Wirtschaftsombudsstelle bereits zustande gekommen sind. Das sind Projekte, die das Land so sonst nicht gehabt hätte. Sie hätten uns im Wirtschaftswachstum gefehlt.

Gibt es schon Kennzahlen zur Arbeit der Wirtschaftsombudsstelle?
SCHUSCHNIG:
Dafür ist sie noch zu kurz im Einsatz. Wir werden das langfristig machen, indem wir uns anschauen werden, wie hoch die Zahl der Kontakte zur Ombudsstelle ist, welche Anliegen gelöst werden, welche Verfahren entsprechend positiv abgeschlossen und mit einer Betriebsstättengenehmigung in die Tat umgesetzt werden. Und: Welche Investitionen hat die Ombudsstelle ausgelöst. Ich schaue der Bilanz vom ersten Jahr sehr positiv entgegen.

Stichwort Export: Welche Strategie verfolgen Sie?
SCHUSCHNIG:
Nachdem sich die Konjunktur international leicht eintrübt, ist es umso wichtiger, die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen. Hier geht es nicht nur darum, an den Schwächen zu arbeiten, sondern auch die Stärken weiter auszubauen. Hervorzuheben ist die Export-Offensive, eine Kooperation zwischen Land und Wirtschaftskammer. Der Überschuss in der Außenhandelsbilanz von über einer Milliarde Euro kommt nicht von irgendwo her. Er entsteht genau durch solche Initiativen. Ich wünschte jeder einzelne Cent Steuergeld, der in Kärnten eingesetzt wird, würde sich in diesem Ausmaß rentieren, wie wir es in der Export-Wirtschaft erleben. Deswegen arbeiten wir gemeinsam an einer neuen Außenhandels-Strategie, damit Kärntner Unternehmer noch stärker im Export erfolgreich sein können.