Trinkgeld ist kein Einkommen – sondern Anerkennung
In der anhaltenden Debatte um die Besteuerung von Trinkgeldern nimmt Stefan Sternad, Wirtesprecher und FGO der Gastronomie, klar Stellung: Trinkgeld ist kein Lohnbestandteil, sondern Ausdruck der Wertschätzung für engagierte Arbeit – und darf keinesfalls eine Einnahmequelle für Finanz oder Sozialversicherung sein.
Anerkennung statt Abgaben
Trinkgeld ist für viele Gäste ein persönliches „Danke“ für aufmerksamen Service und freundliche Bedienung – oft bis in die späten Abendstunden. Für Stefan Sternad steht fest: „Was am Ende eines Arbeitstages im Trinkgeldbeutel landet, ist ein Zeichen von Wertschätzung – und kein Fall für Finanzamt oder ÖGK.“
Diese Haltung wird auch von der Bevölkerung mit Nachdruck geteilt: Laut einer aktuellen Umfrage des Market Instituts im Auftrag der WKÖ geben 92 % der Befragten regelmäßig Trinkgeld – 95 % sehen darin eine Form der Anerkennung. Fast 90 % lehnen eine Besteuerung oder Abgabenpflicht für Trinkgelder ab, ebenso viele sprechen sich dagegen aus, dass auch Betriebe zur Kasse gebeten werden sollen. Und die Hälfte der Befragten würde bei Einführung einer Abgabe weniger Trinkgeld geben.
Kritik an VIDA und Appell an die AK
Für scharfe Kritik sorgt eine Aussage der Gewerkschaft VIDA, wonach Trinkgeld geringe Löhne ausgleiche. „Diese Haltung ist respektlos gegenüber jedem, der im Gastgewerbe arbeitet“, so Sternad. Die Kollektivvertragslöhne wurden zuletzt deutlich angepasst – in den letzten drei Jahren um rund 30 Prozent. Das sieht man auch auf den Speisekarten. Jetzt fordert Sternad ein klares Bekenntnis der Arbeiterkammer: „Die Mehrheit der Beschäftigten will ein abgabenfreies Trinkgeld. Jetzt ist es an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen.“
Sozialsystem braucht keine Griff in den Trinkgeldbeutel
Besonders kritisch sieht die Branche die Tendenz, Trinkgeld sozialversicherungspflichtig einstufen zu wollen. Sternad warnt: „Es ist nicht hinzunehmen, dass die ÖGK hier Zugriff nehmen will. Auch andere Berufsgruppen – wie etwa Ärztinnen und Ärzte – erhalten persönliche Zuwendungen, ohne dass das als Einkommen gilt.“
Zugleich zeigt sich ÖGK-Obmann Peter McDonald offen für eine branchengerechte Lösung. In einem Zeitungsbericht signalisierte er, dass auf die Nachforderung von Sozialabgaben auf Trinkgelder verzichtet werden könne – sofern der Gesetzgeber hier eine klare Regelung schafft. Für Sternad ein „wichtiges und richtiges Signal“.
WKK fordert klare, faire Lösung
Die Wirtschaftskammer Kärnten stellt ihre Position klar unter das Motto: Einfach. Sicher. Fair. Steuerfreies Trinkgeld ist aus Sicht der WKK ein entscheidender Faktor, um die Attraktivität der Branche zu erhöhen. „Gerade im Arbeitskräftemangel müssen wir alles tun, um unsere Mitarbeiter zu stärken. Eine unbürokratische, faire Regelung ist längst überfällig“, so Sternad.
Die Botschaft ist eindeutig: Trinkgeld ist Anerkennung – und kein Spielball der Bürokratie.